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Kann China mit dem Vatikan?

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Von Manila aus hat der Papst in einer Botschaft an die Katholiken in der Volksrepublik China appelliert, Wege zur Einheit und zur Versöhnung zu suchen. Ohne die in den fünfziger Jahren von Rom abgespaltene regimetreue chinesische katholische „Patriotische Vereinigung”, der viele Rischöfe und Priester angehören, beim Namen zu nennen, rief Johannes Paul II. die Katholiken in China auf, mit Rom sowie untereinander Frieden zu schließen. Neben den auf drei bis vier Millionen geschätzten, im Untergrund lebenden romtreuen Katholiken gibt es in der Volksrepublik rund vier Millionen „offizielle Katholiken”, die sich der katholischen „Patriotischen Vereinigung” angeschlossen haben.

Der Papst sagte wörtlich unter Bezugnahrne auf die „Untergrundkirche” in China: „Wieviele Zeugnisse des Glaubens, wieviele Botschaften der Treue habe ich von Gemeinschaften überall in China erhalten! Bischöfe, Priester, Laien mögen deshalb ihre unerschütterliche und volle Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und dem Rest der Kirche nochmals versichern.”

Die chinesische Regierung reagierte kritisch auf die Papstansprache und warf ihm Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes vor. Um die Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu normalisieren, müsse der Vatikan zunächst seine Beziehungen zu Taiwan abbrechen und die Regierung der Volksrepublik China als einzig rechtmäßige Regierung Chinas anerkennen.

Trotz dieser offiziellen kritischen Reaktion konzelebrierten fünf Geistliche der „Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung” am Sonntag, 15. Jänner, beim Abschlußgottesdienst zum 10. Weltjugendtreffen mit Johannes Paul II.

Die Darstellung, daß die Ansprache des Papstes und die Kon-zelebration der Priester ein Zeichen der Annäherung zwischen Rotchina und dem Heiligen Stuhl sei, wurde von einem Sprecher der rotchinesischen Botschaft in Manila, Deng Xiagun, zurückgewiesen.

Einer der Leiter der chinesischen Delegation beim Weltjugendtreffen, Professor Shi Hongxi, erklärte, daß Chinas Katholiken den Papst als spirituelle Autorität und als Oberhaupt der katholischen Kirchen akzeptierten. Es sei auch tiefer Wunsch aller chinesischen Katholiken, daß sich die Beziehungen zwischen China und dem Vatikan verbesserten. Von Seiten des Vatikans beinhaltet eine Anerkennung der päpstlichen Autorität allerdings auch die Anerkennung des Rechts, Rischöfe zu ernennen, was aber von der „patriotischen Vereinigung” abgelehnt wird.

An der Untergrundkirche übte Hongxi Kritik. Es sei nur eine „kleine Minderheit”, die nicht mit der Regierung in Peking zusammenarbeiten wolle und die katholische Kirche in China gespalten habe.

Die Gründe dafür seien politischer, nicht religiöser Natur. „Wir haben denselben Glauben”, sagte der regimetreue Priester und verneinte, wie seinerzeit viele sogenannte Friedenspriester aus osteuropäischen Staaten in bezug auf ihre Länder, daß heute in China Katholiken verfolgt würden.

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