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Kardinal König würdigt Jacques Dupuis SJ

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Zu Ostern 2001 veröffentlichte Kardinal König in der FURCHE seine Besorgnis über - vatikanische - Stolpersteine beim interreligiösen Dialog. Vor allem das Verfahren der Glaubenskongregation gegen den belgischen Jesuiten und theologischen Pionier eines Gesprächs der Religionen, Jacques Dupuis, erregte die Sorge des Kardinals. Am 5. Dezember feiert P. Dupuis den 80. Geburtstag. Mit nachstehendem Plädoyer "Vom ökumenischen Dialog zum interreligiösen Pluralismus" äußert sich der Wiener Alterzbischof erneut zu Thema und Person.

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Zu Ostern 2001 veröffentlichte Kardinal König in der FURCHE seine Besorgnis über - vatikanische - Stolpersteine beim interreligiösen Dialog. Vor allem das Verfahren der Glaubenskongregation gegen den belgischen Jesuiten und theologischen Pionier eines Gesprächs der Religionen, Jacques Dupuis, erregte die Sorge des Kardinals. Am 5. Dezember feiert P. Dupuis den 80. Geburtstag. Mit nachstehendem Plädoyer "Vom ökumenischen Dialog zum interreligiösen Pluralismus" äußert sich der Wiener Alterzbischof erneut zu Thema und Person.

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Der Dialog, ein Schlüsselwort des Zweiten Vatikanums, hat nicht nur das Gespräch mit den getrennten Christen (ökumenischer Dialog) im Auge, sondern rückt ebenso oder noch mehr den interreligiösen Dialog - das heißt, das Gespräch und die Begegnung mit den großen nichtchristlichen Religionen auf Weltebene in den Vordergrund.

Dieses Interesse kommt auch im Apostolischen Schreiben "Novo millennio ineunte" Johannes Pauls II. vom Jänner 2001 deutlich zum Ausdruck; hier heißt es: Der interreligiöse Dialog gehört "zur großen Herausforderung... für den wir uns auch im neuen Jahrhundert, im Sinne des Zweiten Vatikanums einsetzen werden". Und ganz energisch fügt der Papst noch hinzu: "Der Dialog muss weitergehen", gerade angesichts des wachsenden kulturellen und religiösen Pluralismus. Und der Papst selber hat durch seine Einladung an die Vertreter der großen Weltreligionen in Assisi bereits 1986 hiefür den Blick geöffnet.

Der interreligiöse Dialog meint allerdings nicht nur das Gespräch mit einzelnen Angehörigen anderer Religionen, sondern ebenso die Frage nach diesen Religionen selbst, in ihrer Pluralität genommen. Der interreligiöse Dialog wird aber auch für die katholischen Christen, so hoffen wir, neue Erkenntnisse und Einsichten eröffnen.

Der interreligiöse Dialog setzt sich also heut in breiter Front bereits mit der Frage auseinander, welche Bedeutung die nichtchristlichen Religionen für unseren Glauben haben - in einer einswerdenden Welt und eines neuen Miteinanders in dieser pluralistischen Welt. Der kurze Konzilstext "Nostra aetate" hatte in dieser Richtung beachtliche Signale gesetzt. Mit diesem Text erwäge "die Kirche mit umso größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie (das heißt, die Kirche) zu den nichtchristlichen Religionen stehe". Das heißt, das Konzil fragte nicht, ob ein solches Verhältnis "zu den nichtchristlichen großen Religionen bestehe, sondern die Frage lautet: "Welches Verhältnis" in dieser Weise, in diesem Sinne bestehe.

Eine Theologie des religiösen Pluralismus stellt daher nicht nur die Frage nach menschlichen Werten, sondern auch nach den religiösen Werten und ihrer Bedeutung - auch nach einer eventuellen Heilsbedeutung solcher Religionen. Für den mündigen Christen ergeben sich damit allerdings auch sehr schwierige Fragen - das heißt, wie weit solche Aspekte vereinbar sind mit der "Einzigkeit und Heilsuniversalität" Jesu Christi und seiner Kirche. Darauf hat die Glaubenskongregation in ihrem Dokument "Dominus Iesus" mit aller Deutlichkeit hingewiesen. Damit wollte sie gleichzeitig auch auf die Gefahren einer Relativierung der christlichen Botschaft in Bezug auf "Einzigkeit und Heilsuniversalität Christi und der Kirche" aufmerksam machen. Andererseits hat aber die Glaubenskongregation unsere Theologen von heute eingeladen, "über das Vorhandensein anderer religiöser Erfahrungen und ihre Bedeutung im Heilsplane Gottes" nachzudenken; zur erforschen, "ob und wie auch Gestalt und positive Elemente anderer Religionen zum göttlichen Heilsplan gehören können" (Nr. 14). Dies ist somit das Anliegen einer Theologie des religiösen Pluralismus mit seinem wachsenden Interesse an den Fragen nach religiösen Werten und ihrer Bedeutung in den anderen Religionen.

In der Komplexität solcher neuer Fragen ahnt man aber auch die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind; dabei möchte ich doch zuversichtlich auch darauf hinweisen, dass eine breite theologische Diskussion all dieser neu auftauchenden Fragen zu einer Vertiefung des Christusglaubens und der christlichen Theologie führen sollte.

Als eine bedeutende Pionierleistung gilt hier das umfangreiche Werk des belgischen Jesuiten, Jacques Dupuis, em. Professor der Dogmatik an der römischen Universität Gregoriana. Sein englisch geschriebenes Buch "Toward a Christian Theology of Religious Pluralism" (1997) wurde bald in andere Sprachen übersetzt und erlebte mehrere Neuauflagen. Die Glaubenskongregation hat in ihrer "Notificatio" (Februar 2001) ihre Besorgnis gegenüber diesem Buch ausführlich begründet; hat damit aber auch indirekt seine Bedeutung für den interreligiösen Dialog betont. Eine erst begonnene breite theologische Diskussion zum Thema: Religiöser Pluralismus, bzw. Interreligiöser Dialog wird, so hoffe ich, noch verbleibende, schmerzliche Missverständnisse klären. Der Autor selber hat in einer Zusammenfassung festgestellt, dass es für ihn als katholischen Christen ohne Wenn und Aber darum gehe, ob Heilswege anderer Religionen im gesamten Heilsplan Gottes positiv begründet sind oder nicht. Denn wir dürfen den Satz aus dem Hebräerbrief nicht übersehen: "Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen..."

Professor Dupuis wird in den nächsten Tagen an der Gregoriana in Rom seinen 80. Geburtstag in festlicher Weise begehen. Ein großer Freundeskreis versammelt sich, um ihm in einer Festschrift aktueller Beiträge (In Many And Diverse Ways - In Honor of Jacques Dupuis. Hg. von D.Kendall und O.Collins, 2003) für seine ausführliche Beschäftigung mit den anderen Religionen und der Möglichkeit bisher unbekannter Heilswege im Sinne der christlichen Offenbarung, Dank und Anerkennung zu übermitteln. Ich freue mich, dass die Furche diesen Anlass wahrnimmt und mir die Möglichkeit gibt, auch meinerseits meine persönliche Verbundenheit und Anerkennung zum Ausdruck zu bringen.

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