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Katechismus in der Erprobung

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Der Katechismusentwurf von Monsignore Johannes Klement ist soeben im Verlag Herold in Wien in neuer, verbesserter Auflage erschienen. Die österreichischen Bischöfe haben in ihrer letzten Frühjahrskonferenz die Erlaubnis gegeben, den Entwurf Kle- ments in der Unterrichtspraxis erproben zu dürfen. Das Bundesministerium für den Unterrichtsgebrauch an allen für den Unterrichtsgebrauch an alle österreichischen Volks-, Haupt- und Mittelschulen erteilt, so daß das Buch auch den Schülern in die Hand gegeben werden darf. Viele Religions- piofessoren und Pfarrer begrüßen das Erscheinen des Buches mit besonderer Freude. Professor Klement hat ja durch viele Jahre hindurch in einer Lehrerinnenbildungsanstalt Religionsunterricht erteilt, ist dadurch auch mit den pädagogischen Fortschritten des Profanunterrichts bekanntgeworden und hat alles Brauchbare in seinem Fach ausgenützt. Seinem Katechismus merkt man es sehr bald an, daß er mitten aus der Praxis heraus entstanden ist.

Seit jeher war Österreich in der Geschichte der katechetischen Unterweisung maßgebend beteiligt: seit dem heiligen Petrus Canisius, der in Wien, im Jesuitenkolleg Am Hof, seinen Katechismus geschrieben hat, über Bischof Faber und Erzbischof Gruber bis herauf zu Wilhelm Pichler, dem Altmeister der neueren Katechetik. Pichler hat schon als junger Priester gegen die damals herrschende Dozier- und Memoriermethode (Wort- und Satzanalyse der Katechismusfragen und den Drill des Auswendiglernens) mit großer Energie gekämpft. Auf Grund seiner leidvollen Erfahrungen, daß diese Methode bei den Schülern Überdruß, Langeweile, ja sogar Ablehnung der „Religion“ als Lehrgegenstand hervorgerufen hat, versuchte Pichler, das biblisch-geschichtliche Lehrverfahren zur Grundlage seiner katechetischen Unterweisung zu machen. Anstatt der dilfreni-J’rag’etb uhd Antworten fiar-ėr das Wort, :Got,tes (eine biblische Ber gebenheft) žum’ Ausgangspunkt sei nes Stundenbildes gewählt und daraus die entsprechenden Wahrheiten der systematischen Katechismuskatechese entfaltet. W. Pichler erfuhr ein typisch österreichisches Schicksal. Er wurde in der Heimat abgelehnt und nicht verstanden. Die Bischöfe Südtirols haben seine Ideen gewürdigt und seinen Katechismus offiziell eingeführt. In Frankreich hat man auf diesen Ideen, als der sogenannten „Wiener Methode“, weitergebaut, und .. ebenso wurde Pichler auch in anderen Ländern anerkannt.

Seithei sind dreißig Jahre vergangen, i Innerhalb der Kirche sind neue Strömungen erwacht: die Bibelbewegung, die liturgische Bewegung, das Laien- i apostolat, ein neues Verständnis für die Kirche als „corpus Christi mysti- cum". Auch neue methodische und religionspsychologische Erkenntnisse aus dem Profanunterricht haben in die religiöse Unterweisung mit Recht Eingang gefunden. Es ist ein Verdienst der praktischen Seeelsorger und Religionslehrer, daß auch bei uns das Ideengut Pichlers, trotz seiner Ab lehnung von damals, nicht in Vergessenheit geraten ist. Deshalb haben wir allen Grund, den vorliegenden Katechismusentwurf mit doppelter Freude zu begrüßen. Er beruht auf der österreichischen Tradition, geht aber, den Zeiterfordernissen entsprechend, weit über sie hinaus.

Das Wesentliche und Neue, das wir in diesem Klement-Katechismus besonders anerkennen möchten, sind folgende Punkte:

Die Bibel nähe. Der Bibelabschnitt und der Lehrtext stehen nicht unverbunden nebeneinander, sondern der Lehrtext wird organisch aus dem Bibeltext entfaltet. Die biblische Bezugnahme scheint uns zur Zeit der Ökumetie besonders Wichtig: Die Glaubenslehren der katholischen Kirche erscheinen auch in ihrer biblischen Begründung.

Sprache und Gliederung. Die Sprache ist kindertümlich und der österreichischen Diktion angepaßt. (Vielfach das Perfekt, statt des Imperfekts.) Der Lehrtext ist gut gegliedert, logisch und zielstrebend aufgebaut. Die Marginalien erleichtern Lehrern und Schülern die Übersicht über das Stundenbild.

Die Liturgienähe. Gemäß den neuen Facherkenntnissen und Weisungen wird immer Wieder hingeführt zur Mitfeier des Gottesdienstes als der „ersten und unersetzlichen Quelle des christlichen Geistes“ (Pius Die existentielle Katechese. Oberste Tendenz ist die Pflege des Glaubens, nicht des bloßen Wissens. Der Schüler wird zur Entscheidung im Glauben, zum Leben aus dem Glauben und für das Reich Gottes aufgerufen. (Vergi. Georg Hansemann, Katechese als Dienst am Glauben, Herder 1960.) E azu helfen auch die ständigen Schlagzeilen „Wir wollen aus dem Glauben leben, in der Gnade Gottes leben, für das Reich Gottes leben“. Die vielen Gebets- und Liedertexte dienen einer intensiven Gebetsschulung.

Die Bebilderung. Der namhafte Salzburger akademische Maler Prof. Karl Weiser bietet keine her-

kömmlichen Illustrationen, sondern vielmehr „transparente Katechese". Bild und Text ergänzen und vertiefen einander. Sicherlich gehört dieser so richtigen Bildgestaltung die Zukunft. Die Schüler können auch auf Grund der Zeichnung den Inhalt der Katechese ablesen und wiederholen. Leider fehlten die Mittel, um die Gesamtbebilderung des Katechismus durchführen zu können. Man kann nur dem Wunsch Ausdruck geben, daß diese Mittel herbeigeschafft werden. Denn es wäre wohl ewig schade, wenn die Fortführung des Werkes daran scheitern sollte. Der Bischofskonferenz ist zu danken, daß sie die Möglichkeit für die praktische Erprobung dieses Katechismusentwurfes gegeben hat. An den Katecheten wird es nun liegen, die Brauchbarkeit mit den Kindern zu erproben. Auch die Elternschaft könnte wertvolle Hinweise zur Verbesserung geben.

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