Katholische Aktionen in Rom

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Was bringt man dem Papst zur Generalaudienz mit (die Frage stellt sich natürlich nur, wenn man ganz vorne steht)? Mit alimentari (Lebensmitteln) liegt man nie ganz falsch, schon gar nicht in Italien (s. großes Bild links unten). Nahrung der geistigen Art brachte indes Styriabooks- (und FURCHE-)Geschäftsführerin Gerda Schaffelhofer mit, und zwar gewissermaßen hausgemachte: Letzten Mittwoch konnte sie Franziskus das von ihr selbst herausgegebene Buch "Gebete für Papst Franziskus" persönlich überreichen (s. Hinweis unten; FURCHE Nr. 42, S. 15). Es enthält Beiträge, "Gebete" sehr unterschiedlicher spiritueller wie literarischer Art -vom Einzeiler bis zum Essay - von mehr als 130 Autorinnen und Autoren, darunter etliche aus dem Team und Umfeld dieser Zeitung sowie solchen aus der Katholischen Aktion Österreich, deren Präsidentin Schaffelhofer ebenfalls ist.

"Ich brauche das", hat der Papst, der immer wieder die Gläubigen um das Gebet für ihn bittet, auf Deutsch zu Schaffelhofer gesagt - und man habe "auch gespürt, dass er das nicht nur aus Höflichkeit sagt, sondern zutiefst meint", erzählt die Herausgeberin.

Die Zeit der Laien

Die kurze Begegnung war der symbolische Höhepunkt einer Romreise, welche die KAÖ-Präsidentin gemeinsam mit ihrem Generalsekretär Josef Pumberger für Gespräche mit hochrangigen kirchlichen Vertretern in Sachen Kirchenreform nutzte. Auch bei diesen war Franziskus gewissermaßen präsent, denn es ging letztlich darum, wie der von ihm entfachte frische Wind für konkrete weitere Schritte fruchtbar gemacht werden könnte.

"Es ist an uns Laien, die Reformen von Papst Franziskus mit all unserer Kraft zu unterstützen, und wir müssen dafür noch einiges mehr an Phantasie und Kreativität entwickeln", so Schaffelhofer nach ihrer Rückkehr. Empfangen wurden Schaffelhofer und Pumberger unter anderen von Kardinal Walter Kasper, der insbesondere in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen anlässlich der Familiensynode einen Weg aufgezeigt hat, welcher Prinzipientreue und Barmherzigkeit versöhnen könnte. Ein Weg, der -so darf man zumindest vermuten -auch das Wohlwollen des Papstes findet, wenngleich bekanntlich Entscheidungen erst für die nächstjährige Synode zu erwarten sind. Auch im Gespräch mit der KA-Spitze zeigte sich der emeritierte Kurienkardinal überzeugt, dass Franziskus seinen Reformkurs entschieden forsetzen wird.

Ein weiterer hochrangiger Gesprächspartner war der Sekretär des Päpstlichen Laienrates, Bischof Josef Clemens. Gerade dessen "Ressort" hält Schaffelhofer für ganz zentral: Sie sei überzeugt, "dass die Laien künftig im Leben und Wirken der Kirche immer wichtiger werden". Deshalb müsse die Aus- und Weiterbildung der Laien weiter entwickelt und forciert werden: "Wenn das dritte christliche Jahrtausend das Jahrtausend der Laien sein wird, ist es an der Zeit, ein neues Modell gemeinsamer Verantwortung von Klerikern und Laien, Frauen und Männern in der Kirche zu entwickeln und zu verankern."

Ebenso trafen Schaffelhofer und Pumberger mit dem Rektor des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell'Anima, Franz Xaver Brandmayr, zusammen. Der gebürtige Österreicher Brandmayr, der seit 2008 die Anima, Zentrum der und Anlaufstelle für die deutschsprachigen Katholiken in Rom, leitet, gab ein klares Bild der Lage der Kirche im deutschen Sprachraum. Auch eine Begegnung mit dem österreichischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, Alfons Kloss, stand auf dem Programm. Was für ein Eindruck ergibt sich ingesamt aus dieser Reise? "Papst Franziskus hat ein Zweifaches gebracht: mehr Offenheit in der Kirche und mehr Offenheit für die Kirche. Beides geht nur gemeinsam", formuliert es Josef Pumberger im Gespräch mit der FURCHE. Auffällig sei, dass "heute auch in Rom viel offener über Probleme und Neuerungsbedarf gesprochen" wird. Freilich äußerten "auch Kritiker des Papstkurses offener ihre Vorbehalte". Dennoch, so ist Pumberger überzeugt, tue das der "Atmosphäre, der Stimmung im Zentrum der katholischen Weltkirche" gut.

Neuer Stil des Gesprächs

Mit der im Oktober abgehaltenen außerordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie sind jedenfalls hohe Erwartungen geweckt worden, auch wenn manche sich vom Abschlusspapier enttäuscht zeigten. Klar war aber immer, dass es heuer nur um ein Ausloten des Themas gehen würde, um eine theologische wie atmosphärische Bestandsaufnahme. Die ergab vielleicht nicht viel Überraschendes, ließ aber doch manche Konturen deutlicher hervortreten. Vor allem aber zeigte sich ein neuer, ungewohnter Stil des Gesprächs.

Nun richten sich die Blicke auf die ordentliche Generalversammlung der Bischöfe, die von 4. bis 25. Oktober 2015 anberaumt ist. Da, so wird erwartet, wird auch der Bischof von Rom als Papst der Weltkirche sagen, wohin die Reise gehen soll. Sie habe, so berichtet Schaffelhofer, in all ihren Gesprächen darauf hingewiesen, dass dabei insbesondere Weichenstellungen für den Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen erwartet werden. Tatsächlich ist dies wohl unter den sogenannten "heißen Eisen" das pastoral drängendste Problem. Aber auch die Frage der Empfängnisverhütung will die KAÖ-Präsidentin angesprochen wissen: weil der Widerspruch zwischen gelebter Realität und kirchlicher Lehre letztlich der Glaubwürdigkeit der Kirche schade.

Wie gesagt: Franziskus kann das Gebet für ihn gut brauchen.

Gebete für Papst Franziskus Hg. von Gerda Schaffelhofer Styria Premium 2014, 280 Seiten, geb., € 14,99

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