Kein synodaler Weg in Österreich

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Um dem Problem des Missbrauchs in der Kirche beizukommen, würde es zu kurz greifen, den Zugang zu Kirchenämtern neu zu regeln. Wie Kardinal Christoph Schönborn am 22. März bei der Pressekonferenz nach der Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz betonte, bedürfe es vielmehr eines "Kulturwandels" im Umgang mit Autorität -in der Kirche vor allem mit geistlicher Autorität: "Das wäre die beste Prävention." Der Erzbischof verwies auf die für Oktober geplante Amazonas-Synode im Vatikan, wo (aufgrund des Priestermangels in dieser Region) über neue Zugänge zu kirchlichen Ämtern diskutiert werden wird. Es gebe diesbezüglich auch in manchen Ortskirchen Erwartungen, erklärte Schönborn. "Aber das Missbrauchsproblem wird durch eine solche Maßnahme nicht gelöst."

Auf die Frage, ob durch die Missbrauchskrise nun ein "Momentum" für weitreichende Reformen in der Kirche da wäre, äußerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Skepsis. Auch eine Öffnung von Weiheämtern für Frauen sei für dieses Thema nachrangig: Missbrauch habe es auch in von Frauen geführten kirchlichen Einrichtungen gegeben, wies Schönborn hin.

Der auch in einer Erklärung der Bischofskonferenz für notwendig erachtete "Kulturwandel" sei bereits im Gange und solle sich in Richtung einer "offenen Gesellschaft" im Sinne Karl Poppers weiterentwickeln, so hofft Schönborn. Er selbst habe in den 1950er-Jahren noch ein von Gewalt geprägtes Schulwesen erlebt, und "geschlossene Systeme" etwa in Heimen seien "das Mistbeet, auf dem Missbrauch gedeiht", gewesen. In den letzten 20 Jahren seien Gesellschaft und Kirche aber "viel offener geworden".

Ein "synodaler Weg", wie er in der katholischen Kirche Deutschlands zu "heißen Eisen" wie Zölibat, Ämterzugang oder Sexualmoral geplant ist, sei in Österreich nicht angedacht -auch wenn diese auch hierzulande Thema seien, wie Schönborn versicherte. Er habe das Vertrauen, dass bestehende Gesprächskanäle gut funktionieren, so Schönborn. "Gelebte Synodalität" halte er für den besten Weg, um Weichenstellungen zu diskutieren. (KAP)

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