Ordensschulen - Religionen als gemeinsamer Anker in den Ordensschulen - © StefanLeitner.com

Keine Angst vor der Vielfalt

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Ordensschulen sind aus der österreichischen Bildungslandschaft nicht wegzudenken. Sie setzen Akzente und stellen sich der Zeit.

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Ordensschulen sind aus der österreichischen Bildungslandschaft nicht wegzudenken. Sie setzen Akzente und stellen sich der Zeit.

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Papiersackerln rascheln, einige Kinderstimmen sind zu hören. In der Aula des Schulzentrums Friesgasse im 15. Gemeindebezirk warten jeden Morgen Schüler geduldig auf den Schulbeginn. Sie plaudern miteinander, tauschen sich aus; einige essen ihr mitgebrachtes Frühstück. In wenigen Minuten werden sie alles wieder zusammenpacken, ihre Taschen nehmen und in ihre Klassen gehen. So beginnt hier der Schultag.

Am Standort Friesgasse befinden sich einige der österreichweit über 200 Ordensschulen. „Ordensschulen sehen ihre Aufgabe in der Bildungslandschaft als einen Erziehungsauftrag und nicht nur als Orte der Wissensvermittlung“, sagt Rudolf Luftensteiner, Leiter des Bereiches Bildung und Ordensschulen bei den Ordensgemeinschaften Östereich und Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Ordensschulen Österreichs (VOSÖ).

Über 1400 Kinder und Jugendliche besuchen heute im Campus Friesgasse derzeit vier Schultypen wie AHS, Handelschule und HAK-Aufbaulehrgang, Neue Mittelschule und Volksschule, einen Kindergarten sowie einen Hort. Die Schüler sprechen mehr als 40 verschiedene Muttersprachen und gehören durchschnittlich über 20 Religionsbekenntnissen und Konfessionen an. „Wir sehen unseren zentralen Bildungsauftrag darin, junge Menschen auf das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft vorzubereiten“, sagt Maria Schelkshorn-Magas, seit dem Jahr 2015 Leiterin des Campus: „Wir sind hier ein globales Dorf und eine gut funktionierende Gemeinschaft.“ Gegründet wurde „die Friesgasse“ im Jahr 1860 von den Schulschwestern Notre Dame (SSND). Schulerhalter ist heute der Verein Schulverbund SSND Österreich, der auch Standorte in Freistadt und Kritzendorf betreibt.

Religionen als gemeinsamer Anker

Der Schulalltag beginnt nicht nur in der Friesgasse mit einer kurzen Morgenmeditation; auch im Stiftsgymnasium Melk wird zu Unterrichtsbeginn gebetet, erzählt Anton Eder, der hier seit über 20 Jahren Direktor ist. „Da es hier um den Menschen in seiner Gesamtheit geht, hat Religion einen wichtigen Stellenwert“, sagt Rudolf Luftensteiner. Er sieht die Ordensschulen auch dem ‚Prinzip Gebet‘ verpflichtet: „Die Schülerinnen und Schüler werden daher schon zu Schulbeginn betend empfangen.“

Neben katholischen erhalten auch evangelische, orthodoxe und muslimische Schüler Religionsunterrricht in der Friesgasse, erzählt Maria Schelkshorn-Magas: „Religion hat bei uns einen hohen Stellenwert, aus deren Boden alle anderen Werthaltungen wachsen“, ist sie überzeugt. Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde etwa in der Friesgasse der erste muslimische Religionsunterricht an einer katholischen Schule in Wien ermöglicht. Maria Schelkshorn-Magas: „Nicht obwohl, sondern gerade weil wir katholisch sind, nehmen wir Andersgläubige auf.“

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