Kinder brauchen Väter

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Als Frühgeburt kommt ein Menschenkind zur Welt. Also braucht es nach der Geburt neuerlich eine Art Mutterschoß: den familialen Lebensraum und darin zunächst die Anfangssymbiose mit einer Mütterlichen. Anders überlebt kein Mensch. Damit dann aber die Entwicklung weitergeht, muß diese Symbiose geöffnet werden. Dies geschieht, indem jener Dritte dazukommt, den wir in unserer Kultur "Vater" nennen.

Nun wachsen Kinder heute immer häufiger in "Madonnenszenen" auf: Mutter mit Kind (so Brigitte und Peter L. Berger). Das noch dazu in abgesonderten "Familienschließfächern". Die Väter fehlen. Und das keineswegs aus persönlicher Bosheit. Vielmehr hat dieses Fehlen viele Ursachen. Da ist die traditionelle Männerrolle, die den Mann hinsichtlich der Familie verantwortlich macht fürs Einkommen, nicht fürs Auskommen. Herkömmliche Männer sichern die Existenzgrundlage und treffen die zukunftsträchtigen Entscheidungen. Die ganz kleinen Kinder bekommen auch viele wegen des Arbeitsrhythmus während einer Woche kaum im Wachzustand zu Gesicht. Wachsen dann die Kinder heran, dann haben sie auch nur halbierte Väter: Väter für die aktiven schönen Zeiten. Das ist ja schon etwas. Es wäre aber auch gut für die Kinder, hätten sie einen Vater auch dann, wenn sie krank sind, zum Arzt müssen, wenn sie beten.

Der Ausfall der Väter kostet einen hohen Preis. Wir gehen auf einen nicht finanzierbaren Polizei- und Therapiestaat zu. Väter begünstigen die Entwicklung zu einem daseinskompetenten Menschen allein dadurch, daß sie die verwöhnende Symbiose mit der Mutter öffnen. Ihr Fehlen führt dann aber unweigerlich dazu, daß Kinder immer öfter daseinsinkompetent sind. Die Symptome solcher Ichschwäche sind leicht erkennbar: es sind Langeweile und Aggression.

Für die Langweiligen brauchen wir Therapeuten, für die Aggressiven Polizisten. Es wäre billiger, präventiv Vätern den Zugang zu den Kindern zu ermöglichen, statt hinterher Therapeuten und Polizisten zu bezahlen.

Es wäre auch gut für die Männer. Denn: "Ohne Kinder werden wir Barbaren", so der deutsche Pädagoge Hartmut von Hentig.

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