Kinder-freundliche Kirche

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Mit dem 1. Advent am kommenden Sonntag wird in der Evangelischen Kirche A.B. die Einführung des kinderoffenen Abendmahls abgeschlossen sein. Die Entscheidung fiel relativ spät, andere Kirche, etwa die Kirche H.B. sind da schon lange vorausgegangen. Der Schritt entsprang letztlich der theologischen Einsicht, dass es zum Abendmahl keine anderen Zulassungsbedingung gibt als allein die Taufe. Damit wurde ein weiteres Beispiel gesetzt für die kirchenleitende Funktion von Theologie, deren kritische Aufgabe es ist, gegebenenfalls Vertrautes und Lieb Gewordenes im Leben der Kirche zu ändern. Außerdem wurde damit die Konsequenz aus der paradoxen Tatsache gezogen, dass die lutherische Kirche zwar nach außen hin schon seit vielen Jahren im Sinne der eucharistischen Gastfreundschaft alle Getauften zur Mahlfeier einlädt, aber ihre eigenen getauften Mitglieder, solange sie noch nicht konfirmiert waren, davon ausgeschlossen blieben.

Die Einführung geht Hand in Hand mit dem Beginn des Kirchenjahres unter dem von der Synode beschlossenen Schwerpunktthema "Kirche mit Kindern - Kinderfreundliche Kirche". Dabei geht es nicht nur darum, anwaltschaftlich für die Anliegen der Kinder in der Gesellschaft einzutreten. Es wird auch zu Veränderungsimpulsen für die Kirche selbst kommen. In der Vergangenheit zeigte die kirchliche Wahrnehmung der Kinder oft ein ambivalentes Bild: Neben ihrer unrealistischen Vergöttlichung stand nicht selten ihre Verteufelung im Sinne einer schwarzen Pädagogik. Eine kinderoffene und kinderfreundliche Kirche nimmt Kinder und ihre Fragen ernst und betrachtet sie nicht länger als Objekte von Erziehung und Belehrung, sondern als Subjekte ihres Lebens und Glaubens. Sie verleugnet in ihrer täglichen Praxis nicht länger, dass Gott als Kind zur Welt kommen will.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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