Kirchen als Europa-Modell

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Rechtzeitig zum Übergang der EU-Ratspräsidentschaft von Finnland auf Deutschland haben sich Vertreter und Vertreterinnen anglikanischer, orthodoxer und protestantischer Kirchen der "Konferenz europäischer Kirchen (KEK)" am 12. und 13. Dezember dieses Jahres in Brüssel getroffen, um ihre Sorgen und Hoffnungen über die Zukunft Europas auszutauschen und in einem offenen Brief an die Politikerinnen und Politiker Europas zu richten.

Konsens herrschte unter den Teilnehmenden, dass Europa nicht als reine Wirtschaftsgemeinschaft verstanden werden darf, sondern sich nur als Wertegemeinschaft vertiefen und erweitern kann. Deshalb beteiligen sich die Kirchen intensiv an der Debatte um das Wertefundament Europas und treten für eine zügige Verabschiedung einer EU-Verfassung ein. Das bevorstehende Jubiläum der Römischen Verträge ermutigt zu neuen Initiativen, den Verfassungsprozess voranzutreiben.

Freilich gibt es in der Wertefrage unterschiedliche Traditionen der Kirchen, verschiedene Erfahrungen und kulturelle Kontexte. Europa versteht sich generell als Kontinent, der "in Vielfalt geeint" ist, wie es die Präambel des Verfassungsentwurfes formuliert. Gerade dieses Motiv wurde von Vertretern evangelischer Kirchen zustimmend aufgegriffen. Unter dem Leitwort der "versöhnten Verschiedenheit" leben die evangelischen Kirchen ihre Gemeinschaft. Was das für die größeren europäischen Zusammenhänge bedeuten kann, erwogen mit je eigenen Akzenten der lutherische finnische Erzbischof Jukka Paarma, der reformierte Schweizerische Kirchenpräsident Thomas Wipf und der Bischof der unierten Kirche von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber. "Versöhnte Verschiedenheit", ein Modell, das auch das politische Europa inspirieren kann.

Der Autor ist Oberkirchenrat der evangelischen Kirche A.B.

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