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Bernhard A. Böhlers Otto-Mauer-Biografie ist ein zeit- wie kirchen- wie kunsthistorisches Highlight.

Gott sei Dank liegt seit Oktober - dem 30. Todestag - endlich eine umfassende Otto-Mauer-Biografie vor. Gott sei Dank bemüht sich das von Bernhard A. Böhler verfasste Buch - auch entgegen dem wieder die Kunst in den Vordergrund stellenden Untertitel "Ein Leben für Kirche und Kunst" -, den vielen Facetten der kirchlichen Jahrhundertpersönlichkeit Otto Mauer gerecht zu werden. Böhler, Kunstreferent am Wiener Dommuseum und Kurator der dort noch bis 31. Jänner zu sehenden Ausstellung "Metanoia" mit Werken aus Otto Mauers Sammlung, hat auf Grundlage seiner Dissertation aus 2002 die Biografie gestaltet - ein lesenswertes, zeit- wie kirchen- wie kunsthistorisches Highlight.

Verdienstvoll, wie einfühlsam Mauer eben nicht nur als Kunsttheoretiker und Sammler, sondern auch als Rhetor, als Spiritus Rector der Katholischen Aktion gleich nach dem Krieg, als Inspirator der nachkonziliaren Kirche, als Wegbereiter der Stiftung "Pro Oriente" und des Dialogs mit den Ostkirchen dargestellt wird. Auch die Schilderung der Wurzeln Mauers im Bund Neuland, seines geistigen Widerstandes in der NS-Zeit, seines unermüdlichen Eifers für die intellektuelle Auseinandersetzung in der katholischen Kirche Österreichs (im Katholischen Bildungswerk und im Akademikerverband, in der von ihm gegründeten Zeitschrift Wort und Wahrheit) ist mehr als einnehmend. Dabei gelingt es Böhler, jeden Anschein der Hagiografie zu vermeiden: Die Prügel, die Mauer von seiner Kirche vor die Füße geworfen wurden, verschweigt der Autor ebensowenig wie die alles andere als einfache Persönlichkeit des Protagonisten. Ja, Otto Mauer war u.a. der Wegbereiter moderner Kunst in der Kirche, aber er ist für Böhler keineswegs sakrosankt.

Originell - wenn auch um den Preis mancher Redundanz - die Aufteilung in die eigentliche Biografie und einen Kunstteil, in dem die Darstellung der Beziehungen zu Künstlern (die "Neuländer", Hans Fronius, Alfred Kubin, Arnulf Rainer & Co) viel von der Persönlichkeit des Monsignore zum Schillern bringt.

Nach der Lektüre dieser Biografie Otto Mauers bleibt einmal mehr bewusst, wie sehr sich Österreichs Kirche heute dagegen als intellektuelles Ödland mit wenigen Oasen präsentiert; ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst ist - trotz Otto-Mauer-Preis und anderen Lichtpunkten - weiter als äußerst ambivalent anzusehen. Otto Friedrich

MONSIGNORE OTTO MAUER

Ein Leben für Kirche und Kunst

Von Bernhard A. Böhler. Triton Verlag,

Wien 2003. 256 S., zr. Abb., geb., e 26,-

AUSSTEllUNG: METANOIA - Werke aus der Sammlung Msgr. Otto Mauer: Von der Klassischen bis zur Postmoderne

Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum, Wien. www.dommuseum.at

Bis 31. Jänner, Di bis Fr, 10 bis 17 Uhr.

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