Kirchen und Corona: Statt „Vorhut des Lebens“ nur mehr noch Nachschub
Die Corona-Pandemie ist Lehrstück und Trigger für die Säkularisierung und Privatisierung von Religionin westlichen Gesellschaften. Kirchen erfahren sich somit längst nicht mehr als „systemrelevant“.
Die Corona-Pandemie ist Lehrstück und Trigger für die Säkularisierung und Privatisierung von Religionin westlichen Gesellschaften. Kirchen erfahren sich somit längst nicht mehr als „systemrelevant“.
Der Ausnahmezustand im Zuge der Corona-Pandemie hat eine ungeahnte literarische Produktivität in Gang gesetzt. Der Shutdown löste nicht nur eine Flut von „Daseinsanalysen, Selbstbespiegelungen und Befindlichkeitsstudien in Wort und Bild“ (Doris Helmberger) aus. Auch theologische Wortmeldungen haben in Printmedien, Internet und sozialen Medien ein erstaunliches Ausmaß angenommen. Wer in den zurückliegenden Wochen auf dem Laufenden bleiben wollte, konnte schnell den Überblick verlieren. Nach den Corona-Tagebüchern kam die Corona-Theologie. Kaum hatte der selbsternannte Zukunftsforscher Matthias Horx seinen sich – übrigens auch in kirchlichen Kreisen – viral verbreitenden Text über die schöne neue Bobo-Welt nach Corona unter das Volk gebracht, meldeten sich Theologinnen und Theologen zu Wort, um uns sogleich zu erklären, welche Lehren aus der Pandemie für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen seien.
Keine Zeit der Geschwätzigkeit
Ich spreche nicht von den vielfältigen gottesdienstlichen und seelsorglichen Angeboten in Fernsehen, Rundfunk und Internet, für die man nur dankbar sein kann, mögen manche Formate auch noch etwas dilettantisch wirken. Gewiss ist es gut, wenn Menschen, die nach Orientierung in der Krise suchen, auch vonseiten der akademischen Theologie etwas hören oder lesen. Ich war aber doch erstaunt über alle Theologinnen, Theologen und Kirchenleute, die nie um Worte verlegen sind und in der Stunde der Krise aus dem Stand gleich wieder das große Ganze erklären konnten.
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