Kirche(n)interne Astsägerei

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Kaum eine Institution sägt derzeit so gekonnt am eigenen Ast wie die katholische Kirche. Lustvoll wird eine Negativeigenwerbung betrieben: Die Kirche wird öffentlich kritisiert als illiberal, frauenfeindlich, sexualneurotisch, undemokratisch, vormodern. Man könne sie also nur noch ablehnen. Die Aufrufe, nicht auszutreten, sondern aufzutreten, sind platonischer Natur.

Viele betreiben dieses Spiel: Es gehe ihnen nur noch um das Kommen des Reiches Gottes. Die reale Kirche behindere dieses Kommen. Jede Sorge dafür, daß es morgen auch noch Christen gebe, sei nichts anderes als "Selbstrekrutierung der Kirche". Und ist etwa Kardinal Schönborn redlich bemüht, den österreichischen Kirchenkarren aus dem Dreck zu ziehen, und unterläuft ihm dabei ein Fehler, dann wird er auch "kirche(n)intern" so lange beschädigt, bis er "untragbar" ist. Übrig bleiben dürfen in der Leitung nur noch jene, die (den Kritikern) hundertprozentig alles Recht machen. Alle anderen werden erbarmungslos demontiert. Und das alles - wie es dann so schön heißt - um der Kirche willen.

Leider merken jene, die vom Kirchenbeitrag leben, immer noch nicht, daß sie so auch ihre eigenen Interessen schädigen. Morgen wird das Geld fehlen, um sie zu bezahlen. Sie übersehen auch, daß es unmöglich ist, über Brücken zu Menschen zu gelangen, wenn diese vorher systematisch abgebrochen werden.

Ich höre die Kirchenkritiker entrüstet sagen: Wer so redet wie ich jetzt, der tabuisiere die Mängel und Fehler der Kirche. Und solange die Kirche nicht rundumerneuert sei, brauche man vom Evangelium erst gar nicht reden. Die Kirche sei dann nämlich unglaubwürdig.

Wer so denkt, wird sich ums Evangelium nie mehr kümmern müssen. Denn wer auf eine fehlerlose Kirche wartet, die alle (Kritiker) zufriedenstellt, wartet aufs Ende der Geschichte.

Es ist besser, statt zu demontieren, in Loyalität hart zu arbeiten und fällige Kritik den Betroffenen direkt mitzuteilen. Dann behält das Evangelium eine Chance. Jene, die Kritik brauchen, können sie eher annehmen, wenn ihnen diese nicht mit medialem Spott von extern mitgeteilt wird.

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