Kirchenpolitik & Frömmigkeit

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In den Vorgesprächen zum "Dialog für Österreich" wurde Thomas Plankensteiner gefragt, ob seine Gruppe der Volksbegehrer nicht zur Abwechslung auch einmal "etwas Frommes" machen wollte. Plankensteiners Antwort: Aber wir machen doch ständig etwas Frommes! Kirchenpolitik ist Frömmigkeit!

Nicht jeder würde es so ausdrücken, aber sicher ist wohl, daß Kirchenpolitik, die diesen Namen verdient, nicht ohne Frömmigkeit gemacht werden kann. Und sicher ist wohl auch, daß in Zeiten wie diesen Frömmigkeit ohne Kirchenpolitik nicht möglich ist.

Das freilich macht den Dialog nicht leichter. Die Plattform "Wir sind Kirche" will Bedingungen schaffen, in denen ein moderner Mensch glauben kann, ohne seinen eigenen Standards von Vernunft, Demokratie und Menschenrechten untreu zu werden. In der jetzigen Kirche, schreibt der Theologe Gotthold Hasenhüttl im neuesten "Herdenbrief" der Plattform, könnten viele Menschen "das Antlitz Jesu Christi nicht mehr erkennen, das sie suchen". Aber in der hierarchiefreien und egalitären "geschwisterlichen" Kirche, die die Plattform sich wünscht, können viele andere wiederum ihre Kirche nicht mehr erkennen - die Kirche, die sie kennen und lieben, und die für sie die Kirche Jesu Christi ist.

Beim Delegiertentag in Salzburg werden die Auffassungen hart aneinanderprallen. Realistischerweise sollte niemand hoffen, daß es dort zu einem Kompromiß kommt und sich Gruppen wie "Opus dei" und Plattform "in der Mitte treffen" werden. Das werden sie nicht. Es ist gut, daß in Salzburg alle relevanten Strömungen der österreichischen Katholiken zusammenkommen werden, hoffentlich, wie es die Bischöfe erbeten haben, ohne einander zu beschimpfen und zu diffamieren.

Was also soll der Delegiertentag bringen? Ein Schlüsselwort könnte lauten: Pluralismus. Wir haben in den letzten Jahren gelernt, in der Ökumene mit anderen christlichen Kirchen brüderlich zusammenzuleben. Warum sollten wir nicht auch lernen, in unserer eigenen katholischen Kirche verschiedene Formen und Wege zuzulassen? Es wird in Zukunft wohl darauf ankommen, zu schauen, daß dieser Pluralismus die Kirche nicht zerreißt. Und insofern haben Frömmigkeit und Kirchenpolitik miteinander zu tun.

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