Klischeekorrektur

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Trotz Menschenrechten bleiben Frauen benachteiligt, so Susanne Heine in ihrem neuen Buch.

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Trotz Menschenrechten bleiben Frauen benachteiligt, so Susanne Heine in ihrem neuen Buch.

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Eine lesenswerte Buchreihe - angestoßen von den Themen der Expo 2000 in Hannover - liefert Beiträge aus christlicher Sicht zu brennenden Themen: interreligiöser Dialog, Umweltethik, Menschenwürde im Internet-Raum ... . Im 11. Band "Frauenbilder - Menschenrechte" formuliert Susanne Heine geschichtliche Positionen und systematische Denkanstöße zur Freiheit, Gleichheit - Weiblichkeit und versucht daraus eine biblisch begründete Anthropologie und Gesellschaftslehre zu skizzieren.

Die gelernte Bibelwissenschaftlerin und nunmehrige Professorin für Praktische Theologie an der Evangelisch-theologischen Fakultät in Wien geht von der These aus, dass die Revolutionen der Neuzeit, die Aufklärung, ja sogar die 68er-Bewegung die Diskriminierung der Frau viel zu wenig in Frage gestellt haben. Die rechtliche Gleichstellung ist zwar fixiert, die Methoden der Ausgrenzung sind unauffälliger geworden, Widersprüche und Benachteiligung aber geblieben.

Susanne Heine zeigt jedoch, dass an die Stelle der Frau als demütiges Opfer das Selbstverständnis der siegreich sich durchsetzenden Heldin getreten ist. Die Sorge um die Gleichheit von Frauen und Männern hat die Andersheit der Geschlechter eingeebnet. Der Versuch, solidarische Frauengemeinschaften abseits der Männerwelt zu etablieren, habe Frauen und Männern gleichermaßen mehr geschadet als genützt. Susanne Heine betont demgegenüber einen Pluralismus im Geschlechterverhältnis, unterschiedliche Begabungen, Prägungen und Interessen als Folge einer im menschlichen Wesen grundgelegten Zerreißprobe. Als Aufgabe gegenwärtiger Anthropologie fordert sie daher eine Korrektur von verfestigten Männer- und Frauenklischees.

Ein erster Schritt dabei ist die Kritik an einem oberflächlichen Naturbegriff, der geschlechtlich-biologische Differenzen einseitig in ethische Gebote umformuliert. In einem zweiten Gang durch biblische Befunde zeigt die Autorin patriarchalische Denkstrukturen etwa zur Zeit der Entstehung der Paulusbriefe und der Evangelien, natürlich nicht, um die buchstäbliche christliche Frauenfeindlichkeit zu legitimieren, sondern um in der historischen Rückfrage feministische Befreiungstraditionen (und damit gesamtmenschliche Emanzipation) wieder zu entdecken. Katholiken überrascht dabei sicherlich angenehm, dass Maria als Mutter Jesu und als Mutter Gottes als Lehrerin des neues Sehens, als Vorbild im Glauben für alle Christen (beiderlei Geschlechts!) präsentiert wird.

Im letzten Kapitel widerspricht Heine dem Pauschalurteil, Platonismus und Christentum wären frauenfeindlich. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich nämlich, dass Eros und Agape dialektisch aufeinander bezogen bleiben, als Ort, wo sich schon in der Endlichkeit das Göttliche finden lässt.

Frauenbilder - Menschenrechte. Theologische Beiträge zu einer feministischen Anthropologie. Reihe "Mensch -Natur-Technik", Bd. 11. Von Susanne Heine. Lutherische Verlagsanstalt, Hannover 2000. 159 S., geb., öS 277,-/e 20,13 Falsche Geister - Echte Schwindler? Esoterik und Okkultismus kritisch hinterfragt. Von Wolfgang Hund. Echter Verlag, Würzburg, 2000. 160 Seiten, kt., öS 181,-/e 13,15

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