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Neuerscheinungen von und über Kardinal König ein halbes Jahr nach seinem Tod.

Zwei Bücher von bzw. über Kardinal König sind im Herbstprogramm österreichischer Verlage erschienen. Beide waren eigentlich für seinen 100. Geburtstag im Jahr 2005 konzipiert. Nach Königs Tod im März wurden beide Projekte vorgezogen und liegen schon jetzt vor. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten der beiden Neuerscheinungen: Beide Bände könnten, was Genre und Stoßrichtung betrifft, kaum unterschiedlicher sein.

Der "spirituelle" König

Den von Annemarie Fenzl und Heinz Nußbaumer ausgewählten und herausgebrachten Kardinals-"Gedanken für ein erfülltes Leben" ist schon mit Vorworten von Kardinal Schönborn und dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Michael Staikos ein fast offizieller Rahmen abgesteckt. Und Annemarie Fenzl, Kardinal Königs engste Mitarbeiterin, bürgt für die Authentizität der Sammlung.

In sechs Kapitel sind Texte Kardinal Königs zu den Themen seines Lebens zusammengestellt. Der Kunst der Herausgeber ist es zu danken, dass der verstorbene Kardinal hier als spiritueller Ratgeber und Mutmacher in Erscheinung tritt. Nicht den spröden Intellektuellen oder hochgeistigen Theologen, Wissenschafter und Kirchenmann präsentiert der bibliophile Band, sondern den Seelsorger, als der König oft unterschätzt wurde.Von Leben und Tod ist da die Rede, vom "Schaden, den wir anrichten" ebenso wie von Humor und tiefem Glauben. Dazu Texte, die König geprägt und zum Nachdenken bewegt haben, von Johannes Chrysostomus, Dostojewski, Nietzsche, oder das Teresa von Ávila zugeschriebene "Abendgebet einer Nonne", das mit den Worten "O Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter werde... Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jeden Thema etwas sagen zu müssen..." beginnt.

Ein Buch, das den Kardinal in Aufmachung und Inhalt zurückhaltend, aber klar zu Wort kommen lässt, in das man hineinschaut, ohne es gleich wieder wegzulegen, und das auch durch die Illustration mit "Gebrauchsgegenständen" eines Kardinals - Mitra und Stab, Bischofsring, aber auch sein Wanderschuh (Bild unten) oder das zerschlissene Brevier - den Menschen Franz König nahe kommen lässt.

Die "Fast"-Autobiografie

Auch der von Johannes Kunz editierte Band "Der Brückenbauer" schmückt sich mit Bischofsworten: Helmut Krätzl, von seinen ersten Priesterjahren an mit König verbunden, würdigt den Kardinal da vor allem als Konzilsvater. Johannes Kunz, ehemaliger ORF-Intendant, nennt das Buch im Vorwort "fast eine Autobiographie" - angesichts der Tatsache, dass sich König zeitlebens Memoiren verweigert hat, eine befremdliche Zuschreibung.

Tatsächlich ist das Buch ein Kompendium von König-Texten, die Kunz aus Vorträgen, Sammelbänden sowie audiovisuellem Material zusammengestellt hat - dazwischen sind biografische Abrisse eingestreut, wobei sich Kunz dabei nicht zuletzt an der Sonderausgabe der Zeitschrift Universum, die im März 2004 anlässlich Königs Tod erschienen ist, ausführlich bedient.

Wer sich schnell und übersichtlich über des Kardinals Lebensstationen informieren und wesentliche Aussagen von ihm nachlesen will, kann auf die Kunz'sche Sammlung zurückgreifen - und wird darin Meilensteine finden, die interessierte Zeitgenossen parat haben sollten, darunter die legendäre Rede des Wiener Erzbischofs vor dem ÖGB 1973 oder ein Auszug aus der in der Hamburger Zeit 1991 abgedruckten Kontroverse der Kardinäle Ratzinger und König über den Zentralismus der römischen Kirchenspitze (allerdings wird auch diese Quelle nicht aus dem Original, sondern der Universum-Sonderausgabe zitiert).

Vielleicht unvermeidlich, aber doch recht selektiv war die Wahrnehmung des Herausgebers in Bezug auf seine Quellen: Ein wenig wird Hubert Feichtlbauers König-Biografie "Der Jahrhundert-Kardinal" (2003), Hellmut Butterwecks "Österreichs Kardinäle" (2000) oder Ähnliches bemüht. Rund um den Tod des Kardinals hat der Herausgeber einige Medien durchforstet und zitiert. Dass das letzte König-Interview - eine ausführliche Auseinandersetzung mit Karl Rahner und den religiösen Grundfragen des Lebens - am 26. Februar in der Furche zu lesen war, entging Kunz allerdings ebenso wie die Tatsache, dass der Kardinal wesentliche Beiträge seiner letzten Jahre in dieser Zeitung veröffentlichte.

Das Kondolenz-Büchlein

Man wünscht sich eine Darstellung von Königs Leben und Werk, die nicht von den Bedürfnissen des eiligen Journalismus diktiert wird. Solche Auseinandersetzung mit dem Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts im Kardinalspurpur sucht man bislang aber vergeblich.

Dass König viele Menschen bewegt hat, davon zeugt auch das Büchlein "Vorbild und Brückenbauer", das eine Auswahl aus den mehr als 3.000 Briefen und Online-Kondolenzschreiben anlässlich des Todes des Kardinals darstellt. Der Publizist Heiner Boberski hat diese Auswahl, die ein "Beleuchten der Vielfalt von Königs Leben und Werk" sein will, zusammengestellt.

GEDANKEN FÜR EIN ERFÜLLTES LEBEN

Von Kardinal Franz König. Hg. Annemarie Fenzl u. Heinz Nußbaumer. Verlag Styria, Wien 2004. 192 Seiten, geb. e 14,90

DER BRÜCKENBAUER. Kardinal Franz König 1905-2004. Sein Vermächtnis.

Hg. Johannes Kunz. Molden Verlag, Wien 2004. 312 Seiten, geb, e 20,40

VORBILD UND BRÜCKENBAUER. Aus den Kondolenzschreiben zum Tod von Kardinal König. Hg. Heiner Boberski.

Wien 2004, 52 Seiten, brosch., e 5,-. Zu beziehen: Behelfsdienst Erzdiözese Wien, T: 51552-3383, behelfsdienst@edw.or.at

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