König und die Protestanten

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Im weit gespannten und langjährigen ökumenischen Engagement von Kardinal König findet sich neben vielen Kontakten mit den Ostkirchen und den bahnbrechenden Besuchen in Kairo eine Begegnung mit dem Protestantismus in Helsinki im Jahr 1979. Der Kardinal sprach zum Thema "Atheismus, Humanismus und Christentum". Hellsichtig analysierte er die religiöse Situation des Westens und die Herausforderungen, denen sich die evangelischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche gemeinsam gegenüber sehen. Die Uneinigkeit unter Christen gibt dem Unglauben Auftrieb, so der Kardinal durchaus selbstkritisch. Doch er wendete diesen Befund ins Positive und zog dann daraus den Schluss, dass das ökumenische Anliegen durch die Konfrontation mit der säkularen Welt starken Auftrieb erhält.

Noch während des 2. Vatikanischen Konzils kam es durch Kardinal König in Österreich zur Gründung der Gemischten katholisch-evangelischen Kommission, durch die bis heute an einem "neuen verpflichtenden interkonfessionellen Ethos" (so der damalige evangelische Bischof Gerhard May) zwischen den Kirchen gearbeitet wird. Dies war ein wesentlicher Schritt für die ökumenische Bewegung in Österreich. Die Gemischte Kommission ist ein bewährter Ort für die Klärung des ökumenischen Miteinander im Alltag auf dem Hintergrund der theologischen Grundsatzfragen geblieben.

Seinen Vortrag in Helsinki schloss König damit, dass jene, die aus den Erfahrungen der Christenheit schöpfen, hellsichtig die großen Zusammenhänge erkennen. "Es werden jene weisen Menschen sein, die imstande sind, den Marsch der Menschheit durch die Wüsten der Zukunft zu leiten und Wege zu weisen." Er selbst ist zu einem jener weisen Menschen geworden und eröffnete Wege für die Ökumene, die wir heute dankbar begehen.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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