RELIGION
Stimmen auf der Bischofsynode
Seit Sonntag beraten 191 Bischöfe in Rom das Thema Familie. Mit einem drastischen Vergleich hat der spanische Kardinal Lluís Martínez Sistach bei der Bischofssynode in Rom die Entfremdung zwischen Kirchenleitung und Basis beschrieben. Mit Verweis auf das Gleichnis vom Hirten, der 99 Schafe zurücklässt, um ein verlorenes Tier zu suchen, sprach Martínez am Montag von einer "Tatsache, dass sich heute in verschiedenen Breiten der Kirche die Zahl umkehrt". Der Erzbischof von Barcelona rief die Synodenväter bei einem Gebet in einer Sitzungspause laut Kathpress auf, den Missionseifer wiederzugewinnen und zu vermehren. In dem Sinn sollten Bischöfe von der "Schönheit der Familie" sprechen, aber zugleich jene im Blick haben, denen es nicht gelinge, ein glückliches Familien-und Eheleben zu führen. Aus Sicht des Pariser Kardinals Andr´e Vingt-Trois wiederum steht die Synode auch für den Wunsch nach einer stärkeren Kollegialität zwischen den Bischöfen und dem Papst. Sie gelte es weiterzuentwickeln, sagte der Pariser Erzbischof am Montag in einem Grußwort an die Synode. Ein anderer, nicht namentlich genannter Kardinal hat sich dafür ausgesprochen, auf die Formulierung "in Sünde leben" für Paare ohne Trauschein zu verzichten. Der verurteilende Ausdruck entfremde die Gläubigen bloß von der Kirche. Der Kardinal habe den Änderungsvorschlag aber damit begründet, dass das "Etikett" eines "Sünders" weder den Betroffenen noch der Kirche helfe: Letztlich könnten nämlich Paare, die nicht "im Einklang mit den Regeln" lebten, nach einer solchen Aburteilung noch schwieriger von Geistlichen erreicht werden als ohnehin schon. Wichtig sei aber, ihnen mit Respekt zu begegnen, um eine "schrittweise" Annäherung an die Lehre der katholischen Kirche zu bewirken. Die Bischöfe beraten noch bis 19. Oktober. In einem Jahr findet dann die zweite Sitzungsperiode der Synode statt.
RELIGION
Russland: Altar würdigt Thron
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kiril I. hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu dessen 62. Geburtstag als großen Staatsmann gewürdigt. Durch seine "jahrzehntelange Selbstaufopferung" und "fruchtbringende Arbeit" als Präsident sei Putin bereits "Teil der vaterländischen Geschichte", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Glückwunschschreiben des Kirchenoberhaupts. Der Staat mache, so Kiril, derzeit "keine einfache Zeit" durch, weil versucht werde, "Druck auf Russland auszuüben".
BILDUNG
Schwung für Gesamtschuldebatte
Die neue schwarz-grüne Vorarlberger Landesregierung tritt für einen regionalen Schulversuch "Gemeinsame Schule" ein. Während die Grünen jedoch angaben, dass das gesamte Bundesland betroffen sein soll, relativierte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) einen Tag später: So soll - ähnlich wie in Tirol und Salzburg - nur ein "Schulversuch im Wettbewerb mit den Gymnasien" definiert werden. Das Tiroler Zillertal ist seit September bislang die erste und einzige Region mit einer gemeinsamen Schule der Zehn-bis 14-Jährigen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!