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Perugia, 1216: Die Wahl von Honorius III. gilt als erstes Konklave. Die Bürger sperren die Kardinäle ein, um die Entscheidung zu beschleunigen. Sie fällt letztlich nicht durch Abstimmung aller (das ist seit 1996 der einzig zulässige Weg), sondern durch "Kompromiss", indem man die Wahl wenigen Kardinälen, in diesem Fall nur zweien, überlässt.

Viterbo, 1271: Nach drei Jahren Sedisvakanz und Anwendung aller möglichen Druckmittel (Vermauern der Zugänge, Abdecken des Daches, nur Wasser und Brot als Nahrung), wird endlich der nicht dem Kollegium angehörende Tealdo Visconti gewählt. Er macht als Gregor X. das Konklave zum offiziellen Papstwahlverfahren und erlässt dafür strenge Regeln.

Konstanz, 1417: Die Wahl von Martin V. beendet das Große Abendländische Schisma. Sie ist zwischen 1059 und heute die einzige, an der nicht nur Kardinäle teilnahmen. Zu den 23 Purpurträgern kamen je sechs Vertreter der fünf großen katholischen Nationen (Italien, Deutschland, Frankreich, England, Spanien).

Rom, 1513: Die beliebte Taktik der Kardinäle, im ersten Wahlgang einem krassen Außenseiter die Stimme zu geben, führt fast - so die Autorin Valérie Pirie - zu einer Sensation: "Wie es der Zufall wollte, hatten 13 der 25 Prälaten den selben Kandidaten gewählt, mit dem Erfolg, dass sie fast Alborense zum Papst gemacht hätten, die absolut unbedeutendste Null unter allen Anwesenden."

Rom, 1559: Aus diesem Jahr wird folgende - vielleicht gar nicht einmalige - Anekdote berichtet: Kardinal La Queva bat heimlich jeden Kardinal einzeln um sein Votum, damit er zumindest auf eine Stimme in diesem Konklave verweisen könne. Erst kurz vor dem Wahlgang wurde bekannt, dass er so mit jedem gesprochen hatte, doch weil La Queva allgemein als Spaßvogel galt, erntete der Trick mehr Gelächter als Befremden.

Rom, 1585: Es heißt, dass ein alter und gebrechlicher Papst gewählt werden soll, und die Wahl fällt auf Felice Peretti, der zuvor tief gebeugt durch die Straßen Roms gegangen ist. Als Papst Sixtus V. wirkt er plötzlich kerngesund und geht kerzengerade. Darauf angesprochen, sagt er: "Als Kardinal suchte ich die Schlüssel Petri und musste mich danach bücken. Jetzt habe ich sie und brauche nur noch hinauf zum Himmel zu schauen."

1670, Rom: Nach vier Monaten Konklave tönt von draußen der Ruf "Altieri Papa" in die Versammlung, die ihn übernimmt und den Römer Emilio Altieri als Clemens X. auf den Papstthron setzt. Eine solche Wahl per Akklamation war - damals - gültig, wenn alle Kardinäle ohne vorherige Absprache einhellig einen Kandidaten zum Papst ausriefen. Sie galt als Inspiration durch den Heiligen Geist.

1799/1800, Venedig: Da Napoleon den Kirchenstaat besetzt und der nach Frankreich verschleppte Papst Pius VI. vor seinem Tod verfügt hat, die Wahl solle an einem Ort stattfinden, der einem katholischen Souverän unterstehe und den meisten Kardinälen zugänglich sei, findet zum bisher letzten Mal ein Konklave außerhalb Roms statt - in einem Benediktinerkloster im damals österreichischen Venedig.

1958, Rom: Die seit dem späten 16. Jahrhundert kursierende "Malachias-Prophetie" nennt den künftigen Papst "Pastor et nauta" (Hirt und Seemann). Angeblich zeigt sich deshalb vor dem Konklave ein amerikanischer Kardinal mit Schafen in einem Boot auf dem Tiber. Doch die Wahl fällt auf Angelo Roncalli, den Patriarchen der Lagunenstadt Venedig und großen Seelenhirten...

ski

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