Kothgasser, Sedmak, Badiou

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In meinem Sommerurlaub habe ich zwei kleinere Bücher gelesen: Bischof Kothgassers und des Philosophen Clemens Sedmaks Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne. Von der Kunst des Loslassens und Alain Badious Philosophie des wahren Glücks. Beide haben sich gelohnt.

Kothgasser und Sedmak rufen die einschlägigen Abschiede auf, die im Laufe des Lebens unvermeidlich sind: von Dingen, Orten, Überzeugungen, Verantwortungen, Fähigkeiten, geliebten Menschen und, natürlich, das Schwerste, vom eigenen Leben. Das ist lebensnah und realistisch. Und sie bieten die Schätze der philosophischen Tradition und der christlichen Spiritualität, um zu zeigen, wie man das lernen kann: loslassen. Zuletzt und immer wieder verweisen sie auf das Gottvertrauen als Basis eines Lebens, das Halt auch dort findet, wo man das, was bislang Halt gab, lassen muss. Das ist tröstlich, hilfreich und richtig. Freilich: Man muss schon einigermaßen gefestigt im Glauben sein, um dieses Angebot annehmen zu können.

Badious Philosophie des wahren Glücks ist nicht nur schwerer zu lesen, es setzt auch keinen Glauben voraus. Badiou unterscheidet Zufriedenheit von Glück: Ich bin zufrieden, wenn meine individuellen Interessen mit dem in Einklang stehen, was die Welt mir bieten kann. Die Zufriedenheit wird also von den Gesetzen der Welt und von der Harmonie zwischen meinem Ich und diesen Gesetzen bestimmt. Diese Zufriedenheit aber sei, so Badiou mit einiger Härte, eine Art subjektiver Tod. Glück sei geradezu die dialektische Verneinung der Zufriedenheit, denn Glück sei immer das Genießen des Unmöglichen: Es sei ein In-sich-anders-Werden durch Emanzipation, Kreativität, Erfindungskraft und die Alteration der Liebe. - Christliches Gottvertrauen: Führt es zu Zufriedenheit oder zur Unzufriedenheit mit der Zufriedenheit, zum Genuss des Unmöglichen, im Sinne Badious also: zum Glück?

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