Krenns Struktur des Bösen

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Die Fahnen können gleich auf Halbmast bleiben, die Staatstrauer kann nahtlos in eine Kirchentrauer übergehen: Mit den Kinderporno-Verbrechen und den Sodom-und-Gommorha-Weihnachtsfeier-Spielchen im St. Pöltner Priesterseminar hat die katholische Kirche Österreichs neuerlich einen Tiefststand an moralischer Glaubwürdigkeit erreicht.

Bischof Kurt Krenn hat völlig Recht, wenn er von "Dummheiten" spricht. Nur geht es hier nicht um "Bubendummheiten", wie er den Skandal gern kleinredet, sondern um seine "Bischofsdummheiten": Wer sonst nirgends in einem Priesterseminar untergekommen ist, bei Krenn hat er Unterschlupf gefunden. Krenn hat den Schein zum Sein erhoben, Hauptsache der Kolarkragen war schön weiß und hat gesessen - was darunter, was dahinter war, hatte nicht zu interessieren. Die Kirche kennt den Ausdruck von der "Struktur des Bösen". Krenn hat eine Struktur geschaffen, die den frömmlerisch-bigotten Pseudokatholizismus angezogen und gefördert hat - der schlimme Rest ist ein Fall für den Staatsanwalt und das Kirchenrecht.

Die betroffenen St. Pöltner Seminarleiter und Seminaristen laden aber auch noch andere Schuld auf sich: Im Gefolge ihrer heuchlerischen Affäre gerät die Lebensform Homosexualität generell in Misskredit, werden homosexuelle Intimitäten generell als "pervers" und "abartig" hingestellt. Ein Unrecht, und die offizielle Kirche sollte sich endlich durchringen, auch auf diese Menschen einen "barmherzigeren" Blick zu werfen - so wie es Kardinal Schönborn beim Klestil-Begräbnis gegenüber Wiederverheiratet-Geschiedenen angedeutet hat.

Außerdem, nur mit dem Finger auf St. Pölten zu zeigen, greift zu kurz: "Die nehmen jeden!" Dieses resignierende Wort eines Pfarrers im Westen Österreichs über den Priesternachwuchs darf nirgends stimmen.

wolfgang.machreich@furche.at

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