Kultur der Gastfreundschaft

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Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher betrachten Zuwandernde als Belastung. Vor drei Jahren waren es noch 50 Prozent.Gleichzeitig ist die Zahl derer, die der Zuwanderung positiv gegenüberstehen, auf unter zehn Prozent gesunken. Wenn sich da ein Trend abzeichnet, verspricht er für die Zukunft nichts Gutes. Was kann politisch geschehen? Manche meinen, die Verantwortlichen mögen dieses Stimmungsbild der Bevölkerung ernst nehmen und noch restriktiver auf die "Grenzen der Aufnahmefähigkeit" hinweisen. Im Blick auf kommende Wahlen ist das leider sehr wahrscheinlich.

Die Kirchen treten seit langem für einen anderen Weg ein: Es ist nun ein Jahr her, dass Michael Chalupka, Direktor der Diakonie, öffentlich die Schaffung einer österreichischen Migrations- und Integrationskommission vorgeschlagen hat. Schon damals hatte sich abgezeichnet, dass die österreichische Politik versagen wird, weil sie Integration mit Anpassungszwang verwechselt. Chalupka erinnerte daran, was Integration bedeutet: "Integration ist die Herstellung von Chancengleichheit im sozialen und politischen Leben einer Gesellschaft. Gleiche Rechte sind nicht die Belohnung für gelungene Integration, sondern ihre Voraussetzung."

Ganz ähnlich sieht es das Ökumenische Sozialwort: Es braucht eine "Kultur der Gastfreundschaft", in der Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung aller darstellt. Integration ist keine Einbahnstraße. Die Kirchen, Caritas und Diakonie, leben das mit vielen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen glaubwürdig vor.

Wenn eine zunehmende Zahl von Menschen hierzulande unter Integration nichts anderes als Zwang zur Anpassung versteht, werden die Probleme zunehmen. Für eine Politik, die eine solche Einstellung unterstützt, ist Umdenken dringend angesagt.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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