Bischof Hermann Glettler: "Kunst hat 'heilige' Funktion"
Hermann Glettler, in der Bischofskonferenz für Kunst zuständig, über das ebenso schwierige wie befruchtende Verhältnis von Kunst, Religion und Kirche.
Hermann Glettler, in der Bischofskonferenz für Kunst zuständig, über das ebenso schwierige wie befruchtende Verhältnis von Kunst, Religion und Kirche.
Bischof Hermann Glettler hat in seiner Zeit in der Pfarre St. Andrä (Graz) mit der Einbindung zeitgenössischer Kunst in den Kirchenraum Maßstäbe in Österreich gesetzt. Heute ist er in der Bischofskonferenz zuständig für die Kunst. Im FURCHE-Gespräch erzählt er über die Innsbrucker Fasteninterventionen von Manfred Erjautz, erklärt warum Jesus Christus der Künstler par excellence ist und vertritt mit dem legendären Wiener Kunstmann Otto Mauer die Auffassung, dass in Kunstfragen auch in der Kirche die Expert(inn)en das Sagen haben sollten.
DIE FURCHE: Zwei aufsehenerregende Skulpturen von Manfred Erjautz gibt es in der Fastenzeit in Innsbruck zu sehen. Im Dom geht es mit einer Licht-Schatten-Projektion um die Debatte Individualismus versus Gemeinwohl.
Bischof Hermann Glettler: Manfred Erjautz verwendet ME, die Initialen seines Namens, und hängt sie in einer rot-pinken Polyesterform in die Kuppel des Domes. Durch einen Lichtspot von oben wird das ME seitenverkehrt als WE am Boden der Kirche lesbar. Eine höchst spannende Drehung, eine Polarität, die nicht aufgelöst werden darf. Schon gar nicht mit einem moralisierenden Zeigefinger. Die Individualität jedes Menschen ist zu achten, aber auch seine Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Wenn das WIR überbetont wird, die Gruppe, die Masse, die Partei - dann wird der Mensch mit seiner Persönlichkeit früher oder später "geopfert". Wenn sich das ICH überproportional durchsetzt, dann zerfällt der soziale Zusammenhalt.
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