Landeplätze des Heiligen Geistes

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"Wild dahinstürmender Wildbach. Schaumkronen, Gischt, Rauschen - bald wieder ruhig dahinfließend bis zum nächsten Hindernis. Wieder sich stauen, aufbäumen, schäumen - und wieder still dahinfließen. In welchem Stadium bist du?" Die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin Lene Mayer-Skumanz thematisiert hier das "Wildwasser" der Pubertät mit all seiner Kraft, Impulsivität und Ungezähmtheit.

Dass sie auf ein Du hin schreibt, hat mit ihrer Zielgruppe, den jungen Firmlingen, zu tun. Der vorliegende Band zur Firmvorbereitung bzw. -begleitung ist die stark überarbeitete und neu ausgestattete Fassung des Klassikers "Du legst deine Hand auf mich". Texte und Betrachtungen des Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl, der Autorin Lene Mayer-Skumanz und des 1994 verstorbenen Theologen und Schriftstellers Martin Gutl sprechen Jugendliche in ihren Alltagssituationen direkt an.

So etwa im Text "Landeplätze", in dem ein Firmling nach Landeplätzen des Heiligen Geistes in seinem Alltag sucht, etwa: "Den Mund aufmachen, wenn ältere Leute Ausländerkinder beschimpfen; den Mund zu halten, wenn der Opa zu nörgeln anfängt."

Die Gaben des Heiligen Geistes sind in dieser Textsammlung stets mit möglichen Anwendungen im Alltag verbunden. Die Autoren fragen bei den imaginären Lesern nach, etwa nach dem Sinn des Gebetes, nach der Bedeutung der Salbung, nach dem Geliebt- und Verankertsein im Leben, auf der Welt.

Die Texte sind einfach, direkt und auf das Wesentliche ausgerichtet; kein Pathos will hier Jugendliche packen und belehren. Die Beiträge haben zumeist einen offenen Schluss, sie weichen vom Stil der Beipacktexte zur Lebensbewältigung wohltuend ab. Auch die grafische Aufbereitung, die Montage der Texte in wunderschöne, ausdrucksstarke Farbfotografien regt zum Innehalten an. Bunt und ansprechend ist die Gestaltung, auch Firmbegleiter können sich an diesen Gedanken orientieren, von den Autoren noch viel lernen und Anregungen in ihre Firmstunden eingliedern.

Die Lebenswelten der Firmlinge sind ernst genommen, körperliche Veränderungen sind dabei ebenso thematisiertes Element wie Glaubensfragen "Was will Gott jetzt von mir?". Weihbischof Krätzl dokumentiert in einem der ersten Kapitel seine Gedanken beim Spenden des Sakramentes der Firmung; er betont dabei, dass Firmung erst ein Anfang sei: "Was Gott mit dir vorhat, ist mehr, als du heute vermutest."

Worte wie diese helfen, im Wildwasser die Orientierung zu bewahren, das Abenteuer zu genießen, mutig ein Kanu zu besteigen und das Paddel fest in der Hand zu halten.

Krätzl, Helmut: Begeisterung kennt keine Grenzen. Gedanken zur Firmung. Verlag St. Gabriel, öS 248.-

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