Stift Melk - © Foto: David Monniaux

Alt-Abt Burkhard Ellegast: „Liebe Kirche, mach es anders!“

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DIE FURCHE Herausgeber Heinz Nussbaumer über den Melker Alt-Abt Burkhard Ellegast, der „mit brennendem Herzen – und voller Mut zum Träumen“ seinem Kloster und seiner Kirche dient.

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DIE FURCHE Herausgeber Heinz Nussbaumer über den Melker Alt-Abt Burkhard Ellegast, der „mit brennendem Herzen – und voller Mut zum Träumen“ seinem Kloster und seiner Kirche dient.

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So übervoll war die Stiftskirche in Melk zuletzt nur zweimal: 2007 beim Besuch des Dalai Lama. Und jetzt, als Paulo Coelho kam, um den Lebensbericht seines „spirituellen Mentors“, des Melker Alt-Abts Burkhard Ellegast („Der Weg des Raben“) vorzustellen. Mehr als tausend Menschen waren gekommen, um einen Mönch und Priester zu ehren, der bescheiden, aber „mit brennendem Herzen – und voller Mut zum Träumen“ seinem Kloster und seiner Kirche dient. Es war ein starker Kontrapunkt zu jenem Argwohn, der jetzt dem Priestertum entgegenschlägt. Und auch zur Spitzennachricht jenes Tages: „Eine Million Österreicher überlegt den Kirchenaustritt“ (Blitzumfrage unter nur 300 Österreichern – im Auftrag des Chefs zweier Wiener Abtreibungskliniken).

Negativklischees zu Priestertum

Priester zu sein – das zählte einmal zur Erwählung schlechthin: Gesalbte Hände und ein geweihtes Leben. Und jetzt? Der Medienkonsument erfährt Priestertum und Kloster derzeit als eine Art letztes Refugium von gestörten, kranken und jedenfalls verqueren Männern. „Herr Pfarrer“, sagte ein Wohlmeinender dieser Tage in einer Versammlung, „nehmen Sie bitte kein neugetauftes Kind mehr in den Arm – das erweckt jetzt böses Blut!“ Welch gewaltiger Vertrauensverlust ist da passiert – auch wenn nur 0,1 % aller Missbrauchsfälle vergangener Jahrzehnte von Klerikern verschuldet wurden. Und zuletzt wohl noch weniger.

Was die Kirche dringend bräuchte, ist weder Selbstmitleid noch Generalverdacht. Muss heißen: Schluss mit Vertuschungen, Schluss mit Sippenhaftung – aber auch mit Nachdenkverboten über den Priester der Zukunft. Kein anderer Berufsstand läuft so sehr Gefahr, zwischen Exklusivität und Unlebbarkeit, zwischen Überhöhung und Geringschätzung zerrieben zu werden.

Die jetzt so flott geführte Debatte über Zölibat und Missbrauchs-Anfälligkeit geht an Tausenden Priestern vorbei, die sich nie etwas zuschulden kommen haben lassen. Und die Antwort des Papstes zum Priesterdienst leider ebenso: „Der Priester hält den Schlüssel zu den Schätzen des Himmels“, steht im jüngsten Hirtenbrief, „er ist der Statthalter des guten Herrn, der Verwalter seiner Güter“. Welch ein Rückgriff auf jenes vorkonziliare, hymnische Priesterbild, das so viele Gute, Unersetzliche unter ihnen quält, überfordert und vertreibt. Das zu Priestermangel, Seelsorge-Defiziten und Glaubensverlust führt. Das der Wirklichkeit und der Bibel widerspricht.

Klare Antworten zu Reizthemen

„Die Kirche ist immer auch eine Institution auf der Suche“, sagte der Benediktiner Burkhard Ellegast dieser Tage in Melk. Für ihn, den lebensklugen Mönch, sind die Antworten zum Reizthema „Aufhebung des Pflichtzölibats“, ja selbst zu Laien- und Frauen-Priestertum ganz klar: „Ich bin mir sicher, dass das Gottes Wille ist! Die Richtung ist so eindeutig, dass sie einfach weitergehen muss.“

Erfahrungen mit ihrem geweihten Personal hat die Kirche über Jahrhunderte hinweg genug gesammelt – und ihre Priester in der konkreten Praxis auch. Der tiefgläubige Alt-Abt bringt sie präzise und drängend auf den Punkt: „Liebe Kirche, mach es anders!“

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