Lisa Simpson und das FrauenKirchenManifest

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Heute muss ich mit einem Geständnis beginnen: Ich sehe mir gerne "Die Simpsons" an. Da erzählt eine Folge, dass sich die beiden Kinder Lisa und Bart in verschiedenen Eishockey-Clubs engagieren. Die Geschwisterrivalität wird durch die sportliche Rivalität mächtig angeheizt. Es kommt zum finalen Showdown: Lisa als Torfrau gegen Bart als Stürmer. Doch die endgültige Konfrontation bleibt aus, die beiden versöhnen sich. Im allgemeinen Jubel über die vernünftigen Kinder geht fast unter, dass den ersten Schritt aus der Konfrontation heraus und hin zur Versöhnung Lisa, die Tochter, macht.

Das erinnert an andere Auseinandersetzungen: Zum Beispiel an die zwischen Edmund Stoiber und Angela Merkel in der "K-Frage". Beide bewarben sich um die CDUCSU Kanzlerkandidatur. Angela Merkel hat letztlich verzichtet. Das ist ihr häufig als "Größe" angerechnet worden.

Das Vorurteil ist tief verwurzelt, dass Frauen ausgerechnet durch Verzicht und Opfer Größe beweisen. Angela Merkel wurde sogar als Vorsitzende bei Parteiveranstaltungen in die zweite Sitzreihe verbannt, weil vorne Friedhelm Merz und Michael Glos Platz nahmen. Freiwillig geben Männer nun einmal keinen Platz her. Der 11. September hat das noch verstärkt: "Jetzt schlägt wieder die Stunde der starken Männer", soll Angela Merkel am Tag darauf gesagt haben.

Am ersten Freitag im März (1. März 2002) wird der "Weltgebetstag der Frauen" begangen. Zum Thema "Zur Versöhnung herausgefordert" haben heuer Frauen aus Rumänien die Liturgie vorbereitet.

Ein kleines Stück Öffentlichkeit für das Anliegen von Frauen, in der vorfindlichen Weltsituation von Unversöhnlichkeit, von Konfrontation, von Rache- und Vergeltungsdynamik ihre Erfahrungen und Werte zur Sprache zu bringen: Respekt vor den Anderen, Vorrang konkreter Fürsorge vor der Durchsetzung allgemeiner Prinzipien, Bewusstsein der Verletzlichkeit und Bedürftigkeit aller Menschen, Respekt und Geduld. Davon spricht das FrauenKirchenManifest zur aktuellen Lage in der Welt (www.ekd.de/fsbz). Ich bin sicher, Lisa Simpson würde es unterschreiben.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich.

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