Liturgische Kehrtwende

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Der Pontifex war auf Kolumbienreise, als der Vatikan die brisante päpstliche Entscheidung vermeldete: Im Dokument Magnum principium dezentralisiert Franziskus die Übersetzungen der liturgischen Texte der katholischen Kirche. Die lokalen Bischofskonferenzen sind ab 1. Oktober für die Übersetzung zuständig, Rom soll dabei keine zentrale Rolle mehr spielen. Franziskus verweist explizit auf das II. Vatikanum und dessen Auftrag, die Gebete der Kirche und die biblischen Texte müssten für die Gläubigen verständlich sein.

Das ist eine Kehrtwende. Denn nachdem unmittelbar nach dem Konzil die liturgischen Texte dem Sinn und der Verständlichkeit nach übersetzt worden waren, setzten sich ab Johannes Paul II. mehr und mehr die konservativ-restaurativen Kräfte durch. Die Instruktion Liturgicam authenticam, die seit 2001 in Kraft war, verlangte gar die wörtliche Übertragung der Texte aus dem Lateinischen.

Unter diesem Deckmantel wurde versucht, die Liturgiereform des Konzils zu konterkarieren. Im englischen Sprachraum gelang das auch, hier wurde 2011 eine "neue" Übersetzung vorgeschrieben, die nach vielfacher Einschätzung ein arger Rückschritt in der Verständlichkeit ist. Die deutschsprachigen Bischöfe schoben das Problem auf die lange Bank, nachdem eine Probe-Neuübersetzung der Begräbnisliturgie wegen Unverständlichkeit völlig gescheitert war.

Gott sei Dank will Franziskus den römischen Sprachzentralismus nun abstellen. Denn eine Religion des Wortes wie das Christentum bedarf einer menschengerechten Sprache.

Daneben zeigt sich auch hier die Auseinandersetzung mit den Ultras: Denn der Präfekt der Gottesdienstkongregation, der aus Guinea stammende Kardinal Robert Sarah, gehört zu den Konservativsten im Vatikan. Er wollte etwa wieder die Zelebration des Priesters mit dem Rücken zum Volk einführen -Franziskus persönlich musste dies unterbinden. Das neue Dokument zur Liturgie stammt denn auch vom Papst selber und nicht - wie bislang üblich - von der Gottesdienstkongregation. Vielleicht will Franziskus so auch einer personellen Fehlentscheidung entgegenwirken: Denn er selbst hatte 2014 Sarah zum Chef der Kongregation gemacht.

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