Lobpreis ohne Religion
Selbst wenn die Mitgliedschaft zu den Kirchen in Österreich und Europa zunehmend schwindet, bleibt die Macht ihrer Assoziationsketten und religiöser Motive über Generationen aufrecht. Wie soll man also reagieren, wenn populistische Gruppen plötzlich „das“ Christentum für ihre wenig spirituellen Ziele entdecken und argumentativ einsetzen? Eine Analyse.
Selbst wenn die Mitgliedschaft zu den Kirchen in Österreich und Europa zunehmend schwindet, bleibt die Macht ihrer Assoziationsketten und religiöser Motive über Generationen aufrecht. Wie soll man also reagieren, wenn populistische Gruppen plötzlich „das“ Christentum für ihre wenig spirituellen Ziele entdecken und argumentativ einsetzen? Eine Analyse.
Erneut geht ein altbekanntes Gespenst in der europäischen Politik um – das Gespenst der Religion. Eigentlich hatten sich sowohl Staaten, Regierungen und Parteien als auch große Teile der gesellschaftlichen Öffentlichkeit schon lange von diesem „Dämon aus der alten Welt“ - frei nach J.R.R. Tolkien - lossagen wollen. Doch erhält man gegenwärtig in zahlreichen Situationen das Gefühl, dass sich dieser mitunter schon längst Totgesagte beständig den Schritt zurück in das Bewusstsein der säkular verfassten Weltordnungen verschafft.
Nicht nur in Europa, sondern weltweit lösen religionspolitische Konflikte, Machtstrategien und Politstile nicht nur Stirnrunzeln, Befremden, sondern auch Beifall und Zustimmung aus. Die Lage scheint surreal: Ob in der größten jemals ausgeführten demokratischen Wahl in Indien, im Ringen um die zukünftige Machtkonstellation im Iran, im nicht zuletzt stark von traditionalistischen Gruppen beeinflussten US-Wahlkampf oder auch in Konfliktherden wie den chinesischen Uiguren-Gebieten, der Ukraine oder im afrikanischen Mali spielen religiöse Problemlinien eine enorme Rolle, die ihr viele, gerade in Europa, nicht mehr zugetraut hätten.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!