Magdalena - © Universal

"Maria Magdalena", der Film: Die erste Jüngerin des Jesus von Nazaret

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Keine (Ex-)Prostituierte: Garth Davis' Film "Maria Magdalena" bricht mit vielen Konventionen der christlichen Tradition in Bezug auf die erste Zeugin der Auferstehung Jesu. Den Konventionen des Bibelfilms kann sich der Regisseur aber nicht entziehen.

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Keine (Ex-)Prostituierte: Garth Davis' Film "Maria Magdalena" bricht mit vielen Konventionen der christlichen Tradition in Bezug auf die erste Zeugin der Auferstehung Jesu. Den Konventionen des Bibelfilms kann sich der Regisseur aber nicht entziehen.

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Bibelverfilmungen scheitern nicht selten an theologischen wie ästhetischen Problemen. Letztere tun sich auch deswegen auf, weil es den Ballast einer 2000-jährigen Ikonografie gibt, die nicht immer hilfreich ist, um das in der Bibel als Glaubensgeschichte Erzählte ins Medium Film zu bringen. Zusätzlich war es gerade kurz vor dem Aufkommen des Films die verkitschte Bildsprache der Nazarener, die die Bibelästhetik auch im Film beeinflusste. Man muss dabei gar nicht auf die unsägliche, antijüdisch konnotierte Verfilmung der Passionsgeschichte durch Mel Gibson aus dem Jahr 2004 rekurrieren. Selbst ein künstlerisch immer noch überzeugender Film wie Pier Paolo Pasolinis "Das 1. Evangelium Matthäus"(1964), das sich gerade bildsprachlich an Landschaft, Orten und Menschen Süditaliens orientiert, kommt nicht ohne Anklänge an die Nazarener im Hinterkopf des Betrachters aus.

All diesen Fragen entgeht auch das neueste Breitwandepos zum Thema "Maria Magdalena" nicht. Die unter der Regie von Garth Davis entstandene britische Produktion hält sich zum einen mit großen, lang gefilmten Landschaftsaufnahmen auf - Irgendwie lässt Pasolini da schon grüßen. Aber ohne bartversteckte Gesichter von Jesus (Joaquín Phoenix) und den Aposteln, schwere Gewänder, die ebenso wie die allseits sprießende Haarpracht im Wind hin-und herwehen, und schwülstig triefende Gestik kommt auch dieser Film nicht aus.

Zwischen Konvention und deren Brechung changiert dieser Film - und das macht durchaus die Ambivalenz aus, mit der man dieser biblisch inspirierten Darstellung gegenübertritt: Judas (Tahar Rahim) bleibt im Rahmen des Erwartbaren, dafür ist der Petrus, der vom schwarzen Schauspieler Chiwetel Ejiofor verkörpert wird, eben nicht in der geschilderten Ästhetik angelegt - aber so authentisch, dass die schwarze Hautfarbe weder exotisch wirkt noch sonst eine prägende Rolle spielt (obwohl ein Schwarzer in dieser Rolle natürlich ein Statement darstellt).

Brechungen herkömmlicher Klischees

"Maria Magdalena" ist zwar ein Bibelfilm, aber versucht mit den herkömmlichen Klischees über die Protagonistin zu brechen. Denn die biblische Faktenlage über Maria aus Magdala ist zwar dürr, wenn man das Berichtete in den Evangelien unter die Lupe nimmt. Dafür hat die christliche Tradition dieser Frauengestalt, der der Auferstandene bekanntlich als Erster begegnet ist, umso mehr an Ballast zugemutet: Als Prostituierte, als bekehrte Hure hat sich die junge Frau in den Köpfen der Gläubigen festgesetzt. Spätere, auch literarische oder filmische Zugänge, dichteten ihr dann auch noch eine - platonische bis erotische -Beziehung zu Jesus an.

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