Matrix und Jerusalem

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Vom Zion geht die Weisung Gottes aus, zum Zion ziehen alle Völker, um ihre Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden. So drückt der Prophet Jesaja die Hoffnung aus, die sich für den biblischen Glauben mit Jerusalem und dem Berg Zion verbindet. Es ist die Hoffnung auf Schalom, auf Frieden.

Weil die realen Verhältnisse um das konkrete Jerusalem und Zion so wenig von diesem Frieden erkennen ließen, wurde diese Hoffnung nicht aufgegeben, sondern ins Jenseits verlegt. Jerusalem wurde zur himmlischen Stadt, die am Ende der Zeit herabkommt, um die Auserwählten aufzunehmen. So zu lesen im Buch der Offenbarung des Johannes, so zu sehen auf vielen Bildern vom Jüngsten Gericht: Die Verdammten stürzen ins Höllenfeuer während die Geretteten in die himmlische Stadt ziehen.

Dieses Bild vom jenseitigen Ort der Erlösung hat auch Hollywood inspiriert. Das Filmepos "Matrix", dessen zweiter Teil soeben in den heimischen Kinos angelaufen ist, belegt es. Zion ist da der Ort, an dem die Menschen noch "menschlich" sind, nicht bloß die durch ein feindseliges Computerprogramm ("Matrix") in einer beinahe undurchdringlichen Dauerillusion über die Realität festgehaltenen Energiespender für die Maschine. Auch dieses Zion ist jenseitig, allerdings nicht im Himmel. Das Zion der Matrix liegt im Erdinneren.

Verjenseitigung ist Ausflucht, wenn sie die Mühe der Arbeit hier und jetzt ersetzt. Der Wille zum Frieden im Nahen Osten braucht politische Vernunft, Gewaltverzicht und Verhandlungsbereitschaft. Die Regierung in Israel hat sich zum Friedensplan des Nahost-Quartetts (USA, EU, UN und Russland) entschlossen. Es geht in diesem Plan um Frieden für die konkreten Orte Jerusalem und Zion. Dorthin geht es nicht auf einen Schlag, sondern nur Schritt für Schritt.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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