Medien prägen das Bild - und dieses ist einseitig

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Eine Studie zeigt, dass die stark um Aufmerksamkeit kämpfenden Medien über Immigranten überwiegend in einem negativen Kontext berichten.

Das Thema Immigration hat in Österreichs Medien einen überwiegend negativen Beigeschmack. Dieser Meinung ist die Mehrheit (57 Prozent) heimischer Chefredakteure und Geschäftsführer von Medienbetrieben, die für eine wissenschaftliche Studie von Karin Zauner befragt wurden. Über Zuwanderer würde vorwiegend im Kontext mit "Problem und Konflikt“ und "Kriminalität“ berichtet, ist die Mehrheit der Befragten überzeugt. 40 Prozent der Medienmacher sagen, dass Boulevardmedien bewusst negativ über Zuwanderung berichten, schrieb die Austria Presse Agentur (APA) in ihrer zusammenfassenden Berichterstattung.

Beinahe alle Befragten (97 Prozent) räumten ein, dass Massenmedien gezielt Praktiken anwenden, um den Absatz zu steigern, heißt es in der von Zauner zu ihrer Studie erstellten Kurzfassung. Zu diesem Zweck würden sie skandalisieren, polarisieren, Stereotype verwenden oder Bedrohungsszenarien konstruieren - aus Sicht der Medienmacher sind Medien hier "Konstrukteure von Wirklichkeit und weniger neutrale Vermittler“, heißt es in den Studienergebnissen. 46 Prozent der Befragten sind denn auch der Meinung, dass die Massenmedien einen negativen Einfluss auf den Integrationsprozess in Österreich haben.

Ablehnung des Quoten-Migranten

Um dem entgegenzuwirken finden 80 Prozent, dass es gezielt positive Berichte brauche, um etwa gegen Klischees anzukämpfen, zur Bewusstseinsbildung der Österreicher beizutragen und Immigranten als funktionalen Teil der Gesellschaft zu zeigen. Bei der Frage, ob eine ethnische Durchmischung in den Redaktionen zu einer angemesseneren Berichterstattung über Immigranten beitragen könne, scheiden sich die Geister. 40 Prozent befürworten diese, ebenso viele lehnen sie ab. Von einer freiwilligen Immigrantenquote halten 83 Prozent nichts.

Studienautorin Karin Zauner, die für ihre Arbeit zum Jahresbeginn mit dem Förderpreis für Medienforschung des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) ausgezeichnet wurde, empfiehlt zur Verbesserung der medialen Integration von Immigranten unter anderem eine verstärkte Medienforschung über das Nutzungsverhalten und die Präsenz von Menschen mit Migrationshintergrund in heimischen Medienbetrieben.

Diese Studie zitiert übrigens die Befunde von knapp einem Drittel der leitenden Redakteure, wonach die Kronen Zeitung ein "ausländerfeindliches Medium“ sei. Trotz der Unklarheiten in der Medienwirkung wurde ein Zusammenhang zwischen Ausländerfeindlichkeit und Kronen Zeitung schon in den neunziger Jahren festgestellt: In den Meinungsumfragen äußerte unter den Lesern der Kronen-Zeitung ein doppelt so hoher Anteil Ängste vor Ausländern wie bei den Lesern anderer Titel, etwa regionaler Tageszeitungen oder von Qualitätstiteln, wie der Politikwissenschafter Fritz Plasser schrieb.

Eine spezifische Problematik in der Integration ergab sich durch die technische Entwicklungen der Medien, namentlich des Fernsehens. Mit der Digitalisierung und der Ausstrahlung von Fernsehprogrammen via Satellit wurde es Zuwanderern in Europa möglich, die TV-Programme ihres Heimatlandes zu empfangen. In den Neunzigern wurde das Recht auf diesen Empfang durch Montage von Satellitenschüsseln europarechtlich durchgesetzt. Damit stieg allerdings das Erfordernis, Zuwanderern Sprachkurse des Gast- oder neuen Heimatlandes anzubieten, um die Integration zu fördern.

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