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Dreiunddreißigmal war jemand Patient in einer österreichischen Nervenklinik, das heißt in einer psychiatrischen Abteilung, etliche Male davon freiwillig, auf eigenen Wunsch. Weil er Angst davor hatte, ermordet zu werden, oder selbst töten zu müssen ... zuletzt vor wenigen Monaten, mit dem Resultat, daß er an ein anderes Krankenhaus zur (stationären, ambulanten?) Behandlung verwiesen wurde. Obwohl ihn angeblich das Personal in seiner "Abonnement-Klinik" als "wandelnde Bombe" bezeichnet haben soll.

Das alles wird schwer zu rekonstruieren sein, aber allein die Tatsache einer solchen Vielzahl offenkundig unzulänglicher beziehungsweise unzutreffender Diagnosen und Therapien macht stutzig. Wenn jemand an Diabetes oder Bluthochdruck laboriert, wird er ja kaum bei solch einem Maß an Erfolglosigkeit immer wieder dieselbe Institution aufsuchen - weil er es sich aussuchen und weil er es einschätzen kann - aber ein Psychiatriepatient? Das Opfer, eine 67jährige Frau wird das Medizindesaster hoffentlich überleben.

Ein Desaster, das darin besteht, daß man psychisch Kranke nicht ebenso "nach Hause schicken" kann wie jemand mit diffusen Herzbeschwerden. Der ja wahrscheinlich wirklich zum Hausarzt geht ... Wobei sich hier ja nun ungeahnte Möglichkeiten auftun: die in Spitälern bekannte und übliche "Zwei-Klassen-Medizin" könnte auch im ambulanten Betreuungsbereich Platz greifen: "Höchster medizinischer Standard, minimale Wartezeiten und mehr Information" verspricht eine private Ärzte-Initiative jenen Patienten, die bereit sind (oder es sich einfach nur leisten können), für die V.I.P.-Dienste ordentlich zu löhnen. V. I. P. heißt übrigens - wobei der Patient es wohl immer sein müßte - nicht "Very Important Person", sondern bloß "Verein Initiative Privatmedizin". Außer den Zusatzkrankenkassen wird wohl keiner davon begeistert sein - aber ob die jetzt schon wissen, daß da zusätzliche Leistungen auf sie zukommen? Nun, sie werden das mit einer saftigen Erhöhung ihrer Beiträge wohl ausgleichen. Im nicht-privilegierten Bereich werden die Patienten dann aber weiterhin dreiunddreißigmal erfolglos behandelt ...

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