Mehr Genuss durch Verzicht

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Kochen und Essen als Reduktion auf das Wesentliche, als spirituelle Übung: Das Kochbuch "Meisterliche Zen-Rezepte. Achtsam kochen, lustvoll genießen“ kann dabei behilflich sein. Die rein vegetarischen Gerichte von Salaten bis Kuchen stammen von Christof Zirkelbach, der gemeinsam mit Barbara Proske die Küche am "Benediktushof“ in Holzkirchen bei Würzburg leitet. In diesem früheren Benediktinerkloster aus dem 8. Jahrhundert wurde 2003 vom Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger ein "Zentrum für spirituelle Wege“ eröffnet. Jäger, der im März 87 Jahre alt wird, hat 2009 die Leitung an die evangelische Pfarrerin und Zen-Meisterin Doris Zölls und Alexander Proja, Religionswissenschafter und ebenfalls Zen-Meister, übergeben. Von Zölls stammen in dem Kochbuch die erklärenden Texte über Zen, der britische Fotograf Roger Hutchings reichert das Buch mit erstaunlichen Detail-Fotos von Kräutern und Gemüsesorten an.

Schlichtheit in allen Belangen

Was hat nun aber Essen und Kochen mit Zen zu tun? Die Meditationsform hat ihren Ursprung im 5. Jahrhundert n. Chr. in China, fand ihren Weg nach Japan und inspirierte schließlich via Seidenstraße die christlichen Wüstenväter und den Sufismus im Islam. Zen ist bekannt für Schlichtheit - nicht nur bei der spirituellen Übung an sich, sondern etwa auch in der Architektur und Raumgestaltung. Die Übung, ganz im Augenblick zu bleiben, kann folglich auch beim Kochen und Essen praktiziert werden.

Die Autoren des vorliegenden Buches sind überzeugt, dass Kochen bereits beim genauen Beobachten der Natur beginnt: Welche Früchte und Gemüsesorten sind in welcher Jahreszeit reif? Sich an saisonale und regionale Lebensmittel zu halten, bedeutet auch Verzicht - etwa im Winter keine Erdbeeren zu essen. Für Koch Zirkelbach ist ein solcher Verzicht nicht negativ: Er führt schließlich zu intensiverer Vorfreude auf den späteren Genuss. Wichtig ist nach Zirkelbach auch bewusstes Essen: Wenn man nur isst - und nicht nebenbei noch telefoniert, Zeitung liest oder fernsieht -, spüre man auch besser das Sättigungsgefühl.

Zum Essen und Kochen gehört aber auch Verantwortung: Deshalb empfehlen die Autoren, nur mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft zu kochen. Denn praktiziert man Zen ernsthaft, ist es keine abgehobene Nabelschau, sondern sollte als Erfahrung zu einem neuen Verantwortungsgefühl gegenüber der Welt führen.

Meisterliche Zen-Rezepte

Von Doris Zölls, Christof Zirkelbach und Barbara Proske

Kösel Verlag 2011,

168 S., kart.,

e 20,60

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