Delp - © Foto: picturedesk.com / S.M. / SZ-Photo

Meine Begegnung mit Alfred Delp

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Am 2. Februar jährt sich der Tag, an dem Alfred Delp von den Schergen des NS-Regimes exekutiert wurde, zum 75. Mal. Was der junge Jesuit - nicht nur „Im Angesicht des Todes“ - hinterlassen hat, darf nicht vergessen sein.

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Am 2. Februar jährt sich der Tag, an dem Alfred Delp von den Schergen des NS-Regimes exekutiert wurde, zum 75. Mal. Was der junge Jesuit - nicht nur „Im Angesicht des Todes“ - hinterlassen hat, darf nicht vergessen sein.

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Eines ist sicher, und deswegen ist dieses Buch auch ein spiritueller „Klassiker“ geworden: Wer einmal „Im Angesicht des Todes“ zur Hand genommen und sich eingelesen hat, wird es immer wieder tun. Diese Meditationen, Tagebuchfragmente, Briefe und Kassiber – „geschrieben zwischen Verhaftung und Hinrichtung 1944/45“ – gehen unter die Haut. Sie machten seinen Verfasser über den Kreis von Mitbrüdern, Freunden und Verwandten hinaus bekannt, gleichsam über Nacht. Das war 1947, zwei Jahre nach dem Tod durch den Strang im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee (heute: Stadtteil Charlottenburg-Nord) am 2. Februar 1945.

Mit „Im Angesicht des Todes“ eröffnete der Jesuit Paul Bolkovac die Trilogie „Christ und Gegenwart“. 1949 folgten die Bände 1 („Zur Erde entschlossen“) und 2 („Der mächtige Gott“). Sie bewirkten, was die Nazis verhindern wollten, die die Leiche verbrennen und die Asche verstreuen ließen: Nichts sollte an Alfred Delp erinnern. Wer wegen „Hoch- und Landesverrat“ verurteilt wird, verdient allenfalls die „damnatio memoriae“: Auslöschung pur. Sehr rasch jedoch musste „Im Angesicht des Todes“ neu aufgelegt werden. Bis 1981 gab es 11 Auflagen, die letzte (unter dem veränderten Titel „Aufzeichnungen aus dem Gefängnis“ und mit einem Nachwort von Klaus Mertes SJ) stammt von 2019. Mit „Widerstand und Ergebung“, den Aufzeichnungen von Dietrich Bonhoeffer († 7. April 1945 im KZ Flossenbürg), können es Delps Betrachtungen zwar nicht aufnehmen. Aber die beiden Zeitgenossen werden oft miteinander verglichen, auch wenn Delp nie Bonhoeffers weltweite, konfessionsübergreifende Popularität erreicht hat.

„Emmaus – Abendmahl – Ostern“

Meine erste Begegnung mit Alfred Delp stammt aus der Gymnasialzeit in den 1970er Jahren: Wir bekamen eine kommentierte Ausgabe des Neuen Testaments. Das Umschlagbild stammte von Alfred Hrdlicka:

„Emmaus – Abendmahl – Ostern“, entnommen dem sogenannten Plötzenseer „Totentanz“. Zwischen 1933 und 1945 wurden im berüchtigten Henkersschuppen über 3000 Regimegegner exekutiert. Von 1968 bis 1970 wurde in unmittel­barer Nähe ein evangelisches Gemeindezentrum errichtet. Den Horizont der dazugehörigen Kirche beherrscht der „Totentanz“ von Hrdlicka. Es zeigt den Hinrichtungsraum als Gefängnis. An der Decke ist mehrfach der Fleischerhaken abgebildet, an dem Hinrichtungen durch Erhängen erfolgten. Er erinnert an das Kreuz. Mitten unter den Gefangenen geht von Jesus ein Licht aus. Er bricht das Brot – Emmaus. Das ist die Botschaft des Neuen Testaments wie auch von Hrdlickas Darstellung: In jeder Situation des Lebens, auch im Zustand größter Verlassenheit, ist Jesus bei den Menschen, die an ihn glauben.

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