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Der am 12. Dezember verstorbene emeritierte Weihbischof von St. Pölten war Seelsorger und Bibelwissenschafter, der das II. Vatikanum in seiner Diözese lebendig werden ließ.

Die Bibel und die Priester waren ihm Herzensanliegen. Das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Pulsschlag er unmittelbar erlebte, begeisterte ihn und prägte sein Wirken als Bischof: "Die Wende zum Menschen", so Alois Stöger, sei das Markenzeichen des Konzils gewesen. Unter dieses Motto stellte er auch sein eigenes Verkünden - nicht durch "Belehrung von oben ..., nicht in der Form wissenschaftlicher Abhandlungen, sondern dem Menschen und seinem Heil dienend; in der Form des Dialogs, nicht des Monologs; immer so, daß auf den Menschen geblickt wird, in ,pastoraler Sorge' um den Menschen, nicht mit Verurteilungen und Verdammungen".

Daß Seelsorge und Wissenschaft einander nicht ausschließen, bewies Alois Stöger zur Genüge: Der 1904 im Waldviertel Geborene studierte nach seiner Priesterweihe 1930 Philosophie und Bibelwissenschaften in Rom. Von 1938 an war er Spiritual im St. Pöltner Priesterseminar, ab 1942 lehrte er Neues Testament an der Theologischen Hochschule der Diözese.

1961 wurde er zum Rektor der "Anima", des österreichisch-deutschen Priesterkollegs in Rom, berufen. Hier erlebte er den Aufbruch des Konzils mit, die einflußreichsten Konzilsväter gingen in seinem Haus aus und ein oder wohnten hier - wie der Kölner Kardinal Josef Frings, einer der Wortführer der "Reformer" auf dem Konzil.

1967 wurde Alois Stöger zum St. Pöltner Weihbischof geweiht. In der Bischofskonferenz war er unter anderen für die bahnbrechende "Einheitsübersetzung" des Neuen Testaments zuständig.

Auch Stögers Bischofszeit in St. Pölten war vom Konzil geprägt. Er setzte sich mit Engagement für dessen Umsetzung ein. Einen der Höhepunkte bildete dabei die St. Pöltner Diözesansynode 1971/72, deren Promotor Stöger war. Gleichwohl stellte er vor einigen Jahren kritisch fest: "Leider ist uns die Umsetzung des Konzils nicht ganz gelungen ..." Erst 1986, mit 82 Jahren, trat er in den Ruhestand, den er im Kloster der Schulschwestern in Hainstetten verbrachte.

Kardinal Christoph Schönborn würdigte Stöger als "großen Theologen" und als "Hirten, wie man sich ihn wünscht".

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