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Meßfeier in der Familie

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Mit Erlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariats in Wien feierte der diözesane Familienseelsorger Pater Franz Krösbacher SJ. in einigen Wiener Eherunden Hausmessen. Wir geben nachstehend seine Ausführungen zu diesem Problem aus „Der grosse Entschluss“, Monatsschrift für aktives Christentum, auszugsweise wieder.

Brauchen wir heute die häusliche Eucharistiefeier und welchen Pastoralen Sinn geben wir ihr? Natürlich ist sie nicht so notwendig und geboten wie die sonntägliche Meßfeier in der Kirche, die zugleich Erlebnis der kirchlichen Gemeinschaft sein soll. Die häusliche Feier sollte daher keinesfalls die Sonntagsmesse in der Kirche konkurrenzieren. Also: Keine Hausmessen an Sonn- und Feiertagen! Dieses seelsorgliche Gebot ergibt sich auch aus der Notwendigkeit, daß an den Sonntagen alle verfügbaren Priester für die Gemeinschaftsfeiern in den Kirchen, die für alle Christen, göttliches Gebot sind, bereitstehen sollen.

Für die Werktagsfeiern dagegen besteht weder für den Priester noch für die Gläubigen ein derartiges Gebot. Doch behalten auch die Wochentagsmessen an den Hochaltären der Kirchen, wenn sie nur einigermaßen besucht sind, einen Vorrang vor irgendwelchen Hausmessen. Aber viele Meßfeiern in den Kirchen sind so schwach besucht, daß sie zumal in großen Kirchen kaum zu Gemeinschaftsfeiern gestaltet werden können.

Für welche Menschen sollen die Hausmessen erlaubt werden: für eine Elite von Gläubigen oder für suchende und interessierte Fernstehende? In der Praxis geht es kaum ander», als daß solche Meß-

feiern zunächst in einer guten, christlichen Familie gehalten werden, die aufgeschlossen und gekonnt mittut. Diese wird zusammen mit dem Priester andere zur Messe einladen, so viele als der Raum beziehungsweise der ausgezogene Tisch zu würdiger Mitfeier aufnehmen kann. Es könnten wohl auch wahrhaft und innerlich interessierte Fernstehende, der Kirche Entwachsene, zur Feier geladen werden, um sie dem Herrn und der kirchlichen Gemeinschaft näher zu bringen und womöglich ganz zuzuführen.

Welche liturgische Form sollen wir dieser Hausmesse geben? — Die zwei Hauptziele dieser Hausfeiern: das Einüben der besten Gläubigen für ein möglichst intensives Mitfeiern und Mitgestalten der heiligen Liturgie und die Meßfeier mit jenen, die dauernd oder zeitweilig am Besuch der Eucharistiefeier in den Kirchen gehindert sind, zugleich aber als Leidende oder als Familien entscheidend zum Aufbau der Kirche beitragen sollen, setzen eine liturgische Feierform voraus, die diesen Menschen vertraut ist. Dazu gehören vor allem: die bekannte Abfolge der Meßfeier — sie sollen doch ohne lange Probe gekonnt mitfeiern und alle ihnen zustehenden Rollen ausfüllen und das alles auch für die bessere Mitfeier im Kirchenraum lernen! —, die gewohnten Maßgefäße und Meßgeräte, und der Priester im Festkleid der Liturgie.

Eine Reihe Anpassungen scheinen mir jedoch notwendig, oder sehr angezeigt:

Dazu gehört zuerst die Feier rings um einen Tisch, eine Tischgemeinschaft, so daß alle, der Priester an sichtbarster Stelle, um denselben Tisch versammelt sind, und stehend oder sitzend, wie es vorgesehen ist, mitfeiern. So entsteht die größte Teilnahme aller an der Meßfeier, ein Hauptanliegen der Liturgiekonstitution des Konzils.

Aus dieser einen Tischgemeinschaft folgt wie von selbst die heilige Kommunion unter beiderlei Gestalten, wie sie die Liturgiekonstitution im Prinzip schon erlaubt.

Eine weitere, manche zunächst etwas schockierende Anpassung für die Kommunionfeier an einem Tisch besteht darin, daß auch der eine Kelch nach der Priesterkommunion von Kommunikant zu Kommunikant weitergereicht wird, die Tischrunde rings, und jeder selbst — auch wenn der Priester den Kelch reicht, ist ein Berühren und Mitstützen des Kelches durch die Hand des Laien zum Trinken notwendig — vom gleichen Kelch des heiligen Blutes trinkt, wie er vorher selbst vom heiligen Brote nimmt, das auf einem liturgischen Teller ringsum gereicht wird.

Die anderen Anpassungen liegen im Rahmen dessen, was auch sonst bei Gemeinschaftsmessen erlaubt und möglich ist: „Es wird die ,Pax' gegeben, in der liturgischen Form oder durch das Händereichen rings um den Tisch, der Friedensgruß des Priesters und die eine gemeinsame Antwort aller; zu den Fürbitten bringt jeder selbst laut eine Bitte aus seinem Lebenskreis vor und der Priester spricht den Abschluß.

Vor dem Beginn der eigentlichen Messe und als Übergang von der bürgerlichen in die geistliche Sphäre haben wir eine ganz kurze offizielle Begrüßung der Feiergemeinde durch den Hausvater eingefügt. An die Messe schließt der Schlußkanon „Herr bleibe bei uns“ an. Er markiert zugleich deutlich die Trennung der Meßfeier von dem nachfolgenden, ganz einfachen Abendimbiß am gleichen, aber nun anders gedeckten Tisch.

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