Missbrauch der Religion

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Johannes XXIII. tat es vor 40 Jahren in der Enzyklika "Pacem in terris". Johannes Paul II. tut es tagtäglich. Die meisten Kirchenführer der Welt trommeln es - mit Blick auf den Irak - unaufhörlich in die ungläubige und gläubige Öffentlichkeit: Krieg löst keine Weltprobleme. Hoffentlich werden die derzeitigen Kriegsplaner von solch globalem Konsens überrumpelt. Mögen Friedensstimmen im Angriffslärm ohnmächtig klingen: Den Strategen rund ums Weiße Haus, die die öffentliche Meinung in den USA und darüber hinaus mit religiösem Vokabular aufzurüsten suchen, bereitet die christliche Renitenz kaum Freude.

Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau sprach vor kurzem von einem "grandiosen Missverständnis" Präsident Bushs, wenn dieser von einer "göttlichen Mission" rede, die ihn zum Irakkrieg antreibe; der evangelische Rau bezog sich ausdrücklich auf den Papst, der "wohl eher für die ganze Menschheit" spreche.

Kaum ein Tag, an dem aus den USA nicht eine neue Facette staatlicher Instrumentalisierung der Religion bekannt wird: So beschloss das Repräsentantenhaus, einen "Tag des Fastens und des Gebets" auszurufen, um "den Segen und den Schutz der Vorsehung für das Volk der USA und für unsere Truppen während des Irakkonflikts und der gleichzeitigen Bedrohung durch den Terrorismus in der Heimat zu sichern".

Und die Soldaten an der Front haben ein Gebetbuch im Tornister, aus dem sie einen Brief an Bush heraustrennen können, um ihn nach Washington zu schicken: "Ich habe mich verpflichtet, in dieser Zeit der Unsicherheit und Unruhe für Sie und Ihre Familie, Ihre Kollegen und unsere Truppen zu beten. Möge Gottes Friede Sie leiten", steht darin.

Die Christen der Welt müssen Christen wie George W. Bush weiter und weiter ihre Grundwerte entgegenstellen - etwa das zweite der Zehn Gebote: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

otto.friedrich@furche.at

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