Moria - Das Lager Moria im März 2020. - © FOTO: APA/TINA SCHWAHA

Nagelprobe der Humanität

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Umstrittene Herberge: Wegschauen ist eine der Strategien, um sich Verwundbarkeit anderer vom Leib zu halten. Dagegen steht das Weihnachtsfest. Eigentlich.

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Umstrittene Herberge: Wegschauen ist eine der Strategien, um sich Verwundbarkeit anderer vom Leib zu halten. Dagegen steht das Weihnachtsfest. Eigentlich.

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Ist tatsächlich kein Platz mehr in der Herberge, als Maria und Josef nach Bethlehem kommen? Das Lukas-Evangelium schärft den Blick. Es sagt, dass Maria ihr neugeborenes Kind in eine Krippe legt, "weil in der Herberge kein Platz für sie war"(Lk 2,7). Die Herberge mag voll sein, weil viele Menschen wegen der Volkszählung unterwegs sind. Aber ist das ein überzeugender Grund, ausgerechnet der Hochschwangeren, die ihr Kind nicht im Schutz eines "Zuhause" zur Welt bringen kann, den Zutritt zu verweigern? Denn Eines ist sicher. Stünde der König Herodes vor der Tür, so wären alle selbstverständlich bereit, ihm großzügig Platz zu machen.

Brüchiger Schutz vor Verwundung

Maria erhält keinen Einlass, obwohl - oder gerade weil sie kurz vor der Niederkunft steht. Jede Geburt ist eine Herausforderung, denn sie macht Arbeit, erzeugt Lärm, stiftet Unruhe und ist insgesamt eine riskante Sache. Die Herbergsgäste wollen nachts ihre Ruhe haben. Man weiß nicht, ob die Fremden Krankheiten, Ungeziefer oder sonstigen Ärger mit ins Haus bringen. Maria und Josef mussten aus steuerpolitischen Gründen ihr Zuhause verlassen und können in der Fremde nicht auf die Unterstützung von Verwandten, Freundinnen und Freunden zurückgreifen. Wer zahlt die Rechnung, wenn während der Geburt ein Arzt gebraucht wird?

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