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Neue Männer in der Kurie

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Mit zunächst sieben Ernennungen, die jedoch schon die wichtigen Positionen im Staatssekretariat einschließen, hat Papst Paul jenes umfassende Revirement in der Römischen Kurie und im diplomatischen Dienst des Hl.“ Stuhls eingeleitet, das eine notwendige Folge der jüngsten Kardinalsernennungen ist. Keine der sieben Ernennungen bedeutete eine Überraschung.

Kardinal Pericle Felici (55) wurde Präsident der Päpstlichen Kommission für die Revision des kirchlichen Gesetzbuches. Diese Ernennung war eine reine Formsache, da Felici bisher schon Pro-Präsident dieser Kommission war und zur Streichung des „Pro“ nur das Kardinalsbirett fehlte, das er jetzt bekommen hat.

Titularerzbischof Paul Philippe (62), tritt die Nachfolge des neuernannten Kardinals Fietro Farente (76), als Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre an. Er kehrt damit in das Dikasterium zurück, in dem er seine kuriale Laufbahn begonnen hatte: Der in Paris geborene Dominikaner war im Oktober 1954 zum „Ersten Kompagnon“ des „Kommissars“ im Hl. Offizium ernannt worden und im Juni des folgenden Jahres in das Amt des Kommissars, des Anklägers, aufgerückt. Im Dezember 1959 berief ihn Papst Johannes, der ihn' sehr schätzte, zum Sekretär der Kongregation für die Ordensleute.

Jahrhundertelang war das ehemalige Hl. Offizium, die ursprüngliche Inquisition, eine Hochburg der Dominikaner. Mit der Reform des Hl. Offiziums und seiner Umbenen-nung in „Kongregation für die Glaubenslehre“ (durch das Motu Proprio „Integrae servandae“ vom 7. Dezember 1965) hat Papst Paul das traditionell mit einem Dominikaner besetzte Amt des Kommissars abgeschafft; der letzte Kommissar, Angelo Raimondo Verardo (54), ist seinerzeit als Apostolischer Administrator nach Amalfi geschickt worden.

Jetzt kehrt also wieder ein Dominikaner ins ehemalige Hl. Offiziun zurück und nimmt dort die zweit höchste Position ein. Es bleibt ab zuwarten, ob der ehemalige Kom missar Philippe in die reformierti Kongregation den alten Kommissars' geist mitbringt. Bisher konnte mar ihm den Vorwurf des Progressismus beileibe nicht machen.

Bemerkenswert ist, daß der bisherige Offiziums-Sekretär, der profiliert konservative Parente künftig keinen direkten Einfluß mehr hat: entgegen den Erwartungen vieler ist der neukreierte Kardinal nicht Mitglied dieses Dikasteriums geworden, sondern der Sakramenten- und der Konzilskongregation.

Den Gerüchten, Kardinal Ottaviani werde von der Leitung der Kongregation für die Glaubenslehre zurücktreten und dem neuernannten Kardinal Antonio Sumori Platz machen, messen vatikanische Beobachter nicht viel bei.

Nachfolger Philippes als Sekretär der Kongregation für die Ordens-leute ist Antonio Mauro (53), der am 4. Juli zum Titularerzbischof erhoben wurde. Der geborene Calabrier ist 1943 vom damaligen Substituten Montini ins Staatssekretariat berufen worden, wo er zwölf Jahre lang sein enger Mitarbeiter war. Wenn der^Papst bei diesen Ernennungen vom 30. Juni den Prinzipien der kurialen Hierarchie gefolgt wäre, denn hätte Mauro, der seit Oktober 1963 Protokollchef im Staatssekretariat war, als Nachfolger des neuernannten Kardinals Dell'Aequo auf den Posten des Substituten aufrücken müssen. Daß das nicht geschehen möge, war sogar der Wunsch von Mitgliedern des Staatssekretariates, die sonst sehr auf Einhaltung der internen Hierarchie pochen. Mauro ist zwar äußerst liebenswürdig im Umgang, doch mangelt ihm das Organisationstalent, das für die Leitung eines Organismus wie der II. Sektion des Staatssekretariates unerläßlich ist. Die Arbeit in der Kongregation für die Ordensleute kommt seiner Natur eher entgegen.

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