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„Nicht auf das Dürfen, auf das Wollen kommt es an”

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Uber die am 11. Oktober in Rom beginnende außerordentliche Bijchofssynode und die Aktivierung der bischöflichen Kollegialität sprach Dr. Richard Barta mit dem Erzbischof von Wien und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Dr. Franz König, im Rahmen der Fernsehsendung „Orientierung Aktuelles aus der Christenheit”. Wir bringen im folgenden den Wortlaut des Gespräches.

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Uber die am 11. Oktober in Rom beginnende außerordentliche Bijchofssynode und die Aktivierung der bischöflichen Kollegialität sprach Dr. Richard Barta mit dem Erzbischof von Wien und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Dr. Franz König, im Rahmen der Fernsehsendung „Orientierung Aktuelles aus der Christenheit”. Wir bringen im folgenden den Wortlaut des Gespräches.

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FRAGE: Herr Kardinal, womit wird sich die Synode befassen?

KARDINAL KÖNIG: Das Hauptthema ist das Verhältnis zwischen Rom und den Bischofskonferenzen. FRAGE: Wird die Bischofssynode auch andere Themen behandeln? Kann sie das und darf sie das? KARDINAL KÖNIG: Warum nicht. Einige Bischöfe haben bekanntlich erklärt, daß sie auch die Frage des Pflichtzölibats anschneiden werden. Es wird hier, wie in anderen Dingen, vieles von der Initiative der Bischöfe abhängen. Ich bin überzeugt, daß man sich in Rom einem mit entsprechendem Nachdruck vorgetragenen Wunsch nach Beratung auch anderer Themen nicht verschließen wird. Im übrigen kann man nicht alles in ein oder zwei Jahren erwarten. Auch hier kann die Entwicklung nur stufenweise vor sich gehen. Voraussetzung einer funktionierenden Bischofssynode sind funktionierende Bischofskonferenzen. Auch die Kollegialität der Bischöfe braucht Zeit, sich einauspielen.

FRAGE: Sie sprechen von der Kollegialität der Bischöfe. Das war eines der Hauptanliegen des Konzils. Ist seit dem Konzil diese Kollegialität schon spürbar in Erscheinung getreten? Konkret gesagt, wurden die Bischöfe seit dem Konzil bei römischen Enunziationen, sei es Enzyklika, Apostolische Konstitution, Motu Proprio und dergleichen, vorher zu Rate gezogen?

KARDINAL KÖNIG: In den meisten Fällen r nicht,’ Allerdings muß man dazu folgendes sagen: Die unmittelbaren Beratungsorgane des Papstes sind die Kongregationen. Hier sitzen die Fachleute. Zwischen den Kongregationen und der Bischofssynode hat es schon Ansätze einer fruchtbaren Zusammenarbeit gegeben. Die Wünsche und Beschlüsse der ordentlichen Bischofssynode iin Herbst 1967 zu Fragen der Liturgie, der Seminare und der katholischen Erziehung wur den den Kongregationen übermittelt, die sie dann in ihren Ausführungsbestimmungen weitgehend berücksichtigten.

FRAGE: Wurden bei der Enzyklika „Humanae Vitae” die Bischöfe oder die Bischofssynode um ihre Meinung befragt?

KARDINAL KÖNIG: Nein.

FRAGE: Aber hätte man nicht gerade bei einem solchen wichtigen Thema eine Konsultation der Bischöfe erwarten können?

KARDINAL KÖNIG: Gewiß, und ich persönlich bedauere es, daß es nicht dazu gekommen ist. Meiner Meinung hätten sich bei einer anderen Vorgangsweise manche Diskussionen erübrigt.

FRAGE: Herr Kardinal, Sie sagten, das Zentralthema der Bischofssynode werde die Beziehung zwischen der Kurie und den Bischofskonferenzen sein. Hat es Sinn, darüber noch zu beraten, wenn kurz vorher in einem päpstlichen Erlaß in einem der wichtigsten Teilgebiete dieser Beziehungen, nämlich in der Frage der Stellung der Nuntien, bereits eine verbindliche Regelung erfolgt ist?

KARDINAL KÖNIG: Ich glaube nicht, daß die Stellung der Nuntien den wichtigsten Aspekt in den Beziehungen zwischen Rom und den Bischofskonferenzen darstellt. Aber vielleicht war es psychologisch nicht ganz richtig, eine solche Regelung zu treffen, wenn gleichzeitig der Bischof ssynode der gesamte Fragenkomplex vorgelegt wird. Man darf aber auch diese Frage nicht zu einseitig sehen. Dort, wo Bischofskonferenzen seit längerer Zeit als ständige Einrichtung bestehen, wie. z. B. in den meisten Ländern Europas, wird sich durch diese Verfügung kaum etwas ändern. In vielen Teilen der Welt aber müssen die Bischofskonferenzen erst eingerichtet werden, dort können die Nuntien eine gewisse koordinierende Hilfe leisten.

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