Nicht nur zum Frauentag

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"Der beste von euch ist der, der am besten zu den Frauen ist." Gern wird dieser Ausspruch des Propheten Muhammad auch von Männern zitiert. Geht es um frauenfeindliche Traditionen, ist das Prophetenwort überaus beliebt als Beleg, dass diese im Widerspruch zum Geist des Islam stehen. So weit so gut - solange angesichts realer Probleme die Verantwortung nicht mit dem Argument: "Das ist nicht der Islam!" abgewälzt wird.

Immer mehr kritische Stimmen unter den Muslimen beginnen laut über traditionelle Auslegungen und deren Folgen nachzudenken. Denn kann nicht auch obiges, frauenfreundliches Zitat manipulativ eingesetzt werden? Missbrauch läge dann vor, wenn Frauen mehr "behandelt" werden, als als aktive Handlungsträgerin wahrgenommen zu werden. Wer allein zum "Besten" der Frau entscheidet ("Meine Frau hat es nicht nötig zu arbeiten. Warum unnötig den Kopf mit Lernen belasten?"), spielt mit ihrer Mündigkeit, ihrem Recht auf Selbstbestimmung und Bildung. Rollenzuschreibungen, die Frauen über Begriffe wie Schutzbedürftigkeit ausschließlich als Hausfrau sehen, werden hinterfragt. Auch theologisch: Der Koran betont die Gleichwertigkeit der Geschlechter. Mann und Frau tragen gegenseitige Verantwortung. Partnerschaftlich, nicht hierarchisch soll das Verhältnis gestaltet werden.

Emanzipation ist also alles andere als ein Geschlechterkampf, sehr wohl aber der Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit über eine Befreiung von fixen Rollenbildern. Wer "am besten zu den Frauen ist", wird den nötigen gleichberechtigten Dialog suchen. Frauen wiederum müssen eigene Bedürfnisse erkennen und formulieren können. Die Bewusstheit der eigenen Entscheidung bringt nicht nur persönliche Lebensqualität, sondern eine neue Qualität der Mitwirkung an gesellschaftlichen Prozessen.

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

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