Nicht wie Milch und Honig

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Wir hatten gehofft", daß nach dem Ende der kommunistischen Religions- und Kirchenvernichtungspolitik wieder gute Zeiten für die Seelsorge kommen. Es wird aber immer deutlicher, daß die kommunistische Verfolgung schwere Schäden in der religiösen Kultur der betroffenen Länder hinterlassen hat. Nach einer neuen Studie des Pastoralen Forums Wien (Tomka Miklos u. a.: Religion in den Reformländern Ost(Mittel)Europas, Schwaben Verlag, 1999) mit dem Titel AUFBRUCH gibt es in Europa erstmals zwei atheistische Kulturen: Ostdeutschland und Tschechien. Hier war der Kommunismus besonders "erfolgreich" mit seiner Religionsaustreibungspolitik. Beträchtliche Teilerfolge wurden in der Slowakei, in Ungarn und in Slowenien erzielt. Diese Kulturen sind weltanschaulich polarisiert. Einem Lager der Gläubigen steht ein Lager erklärter Atheisten gegenüber. Wenige Länder haben sich als verfolgungsresistent erwiesen: Polen, Kroatien, Siebenbürgen.

Nicht wenige Kirchenführende wollten nach der Wende dort ansetzen, wo der Kommunismus in die kirchliche Entwicklung eingegriffen hat. Dazu sollten die Güter zurückgefordert werden. Nicht selten aber fehlte dazu die Bereitschaft der neuen armen Gesellschaften. Es gab auch kaum Priester, Schwestern, Ordensleute, welche die großen Einrichtungen hätten übernehmen können. Zudem hat sich die Zeit tief gewandelt.

Andere meinten, sie könnten einfach das pastorale Know-How des Westens in den Osten importieren. Auch das geht nicht gut, weil es sich bei vielen Menschen in den neuen Reformländern nach wie vor um "Sowjetmenschen" handelt, passiv, am Privaten interessiert, gesprächsgehemmt, versorgungfordernd.

So bleibt nur der dritte Weg: Aufarbeiten der Lektion des Kommunismus, daraus Lehren ziehen, die Veränderungen in Richtung Kapitalismus und ungewohnter Demokratie gut beobachten und sich fachkundig einmischen, interessiert vor allem an jenen, die im Zug des Übergangs unter die Räder kommen. Ein solcher Weg ist mühsam: aber das war auch der Weg Jesu.

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