Nichtjüdische Partner integrieren

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Noch nie waren Jüdinnen und Juden so beliebt wie heute! Wie komme ich denn darauf? Der Angriff prorussischer Kräfte auf die liberale Synagoge in der Hauptstadt der Krim letzte Woche und die Drangsalierungen der jüdischen Gemeinschaft Ungarns durch ihre rechtsnationale Regierung vor den Wahlen legen eigentlich den Schluss nahe, der Hass auf Juden sei wieder auf dem Vormarsch in Europa. Gleichzeitig legen Zahlen aus den USA, die das Pew Research Center veröffentlicht hat, aber das genaue Gegenteil nahe. Lässt man die Minderheit orthodoxer Juden außer Acht, dann heiraten heute 71,5 Prozent der US-Juden einen nichtjüdischen Ehepartner.

Von zehn Juden gehen sieben mit Nichtjuden die Ehe ein. Diese Zahl war noch nie so hoch und sagt im Umkehrschluss, dass wir Juden als Ehepartner in der Gesamtbevölkerung so beliebt sind wie noch nie. Dieser Trend hat aber enorme Auswirkungen auf die Zukunft von Judentum und Staat Israel. Denn Juden in Mischehen sind besonders inaktiv im Synagogenleben ihrer Gemeinden und erziehen ihre statistisch 1,7 Nachkommen eher nicht in der jüdischen Tradition. Das führt aktuell schon zu großen Einbrüchen in den Mitgliederzahlen, die jüdischen Gemeinden der USA erleben einen Verlust früherer Bindekraft. Außerdem: in Mischehe lebende Juden sind tendenziell dem Staat Israel weniger verbunden. Das wird Auswirkungen auf die Nahost-Politik der USA haben.

Deshalb braucht das Judentum eine klare Strategie, um nichtjüdische Ehepartner in die jüdische Gemeinschaft zu integrieren und sie wirklich willkommen zu heißen. Und wir müssen uns als Religionsgemeinschaft bei den Brennpunkten unserer Zeit engagieren: soziale Gerechtigkeit und Gleichheit von Mann und Frau, Gesundheitsvorsorge und Altersarmut. Hierfür engagieren sich junge Juden und hier müssen sie auch die Stimme ihrer religiösen Tradition vernehmen.

Der Autor ist Rabbiner und leitet das Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam

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