Oase statt Stacheldraht

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Das Zisterzienserinnenstift und Kneippkurhaus Marienkron im Nordburgenland feiert sein 50-jähriges Bestehen.

Wohlsein betrifft den Körper und die Seele", ist Weihbischof Helmut Krätzl überzeugt und bringt damit das Konzept des Klosters und Kneippkurhauses der Zisterzienserinnen in Marienkron - im nördlichen Burgenland gelegen - auf den Punkt. Seit vielen Jahren ist er Stammgast in diesem Haus, das körperliches und spirituelles Wohlsein miteinander verbindet und am 15. August sein 50. Gründungsjubiläum feiert.

Geistiges Bollwerk

Gründungsintention für das Kloster war, so erzählt die heutige Äbtissin Sr. Mirjam Dinkelbach, eine Gebetsstätte am damaligen Eisernen Vorhang zu errichten. "So eine Art geistiges Bollwerk gegen den Kommunismus", erzählt sie heute mit einem Lächeln. 1955 kamen auf Anregung des Zisterzienser-Abtes von Heiligenkreuz sechs Schwestern aus dem bayerischen Kloster Seligental nach Mönchhof. Sie bezogen den alten Pfarrhof, betrieben eine kleine Landwirtschaft, hielten Hühner und Schweine und verdienten ihren Unterhalt hauptsächlich als Lehrerinnen.

Zwei Jahre später wurde mit dem Bau des Klosters begonnen. "Sie hatten damals kein Geld, lebten von der Hand in den Mund", erzählt die Äbtissin rückblickend. Einige Jahre lang betrieben die Schwestern eine Geflügelzucht und hofften, mittelfristig eine wirtschaftliche Basis für ihr Kloster zu schaffen. 1960 schließlich wurden die ersten Kurgäste aufgenommen.

Mit der Zeit gehen

Heute, im 50. Jahr seiner Gründung, verfügt der moderne Kurbetrieb der Zisterzienserinnen in Marienkron über mehr als 160 Betten. Das Kloster ist kein barockes Juwel; es ist ein moderner, zweckorientierter Bau, der im Lauf der vergangenen Jahre ständig erweitert und adaptiert wurde.

Der Klang von plätscherndem Wasser zieht sich wie ein "akustischer roter Faden" durch die Anlage. Das fließende Wasser in den vielen Brunnen begegnet den Gästen in vielfältigen und heilsamen Erscheinungsformen: es löscht ihren Durst, es dient jeder Kneippkur als frostiges "Basisinstrument", entspannt bei Schwimm- und Dampfbad. In Marienkron möchte man die Kraft des Wassers und die Lehren des Pfarrers Kneipp mit der Regel und Lebensordnung des Heiligen Benedikt von Nursia verbinden - zum Wohl der Gäste.

"Wellness, das ist eine Kombination von Wellbeing und Wholeness, also von Wohl- und Heilsein", sagt Äbtissin Mirjam. "Wellness klingt nach Wasser und Luft, nach Sonne und Lebensfreude - und entstand aus einem Bedürfnis der Menschen danach. Wellness klopft auch an die ehrwürdigen Pforten des 900-jährigen Zisterzienserordens und der 150 Jahre alten Tradition von Pfarrer Kneipp und erinnert uns an unseren Dienst: Wenn wir Schwestern uns für das Wohlergehen unserer Gäste einsetzen, orientieren wir uns im Sinne der Regel des Heiligen Benedikt an der alten christlichen, klösterlichen Tradition der Gastfreundschaft."

Ort der Begegnung

Die Äbtissin, eine Theologin und diplomierte Erwachsenenbildnerin, stammt aus Mühlheim an der Ruhr. Lachend bezeichnet sie sich als "Nordlicht, das es in den pannonischen Raum verschlagen hat". Nach dem Tod von Sr. Rosaria Golsch, die Marienkron mit aufgebaut, über Jahrzehnte geprägt und nach der Erhebung zur Abtei im Jahr 1991 als erste Äbtissin geleitet hatte, wurde die heute 46-Jährige im Jahr 2003 zur zweiten Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters und seiner derzeit 15 Ordensschwestern gewählt.

Der Blick nach Osten ist der jungen Äbtissin wichtig. Viele Jahre lang war der Eiserne Vorhang nicht weit. Der geöffnete Stacheldraht wurde bewusst ins Klosterwappen aufgenommen, und die Gründungsintention, nämlich Grenzen aller Art zu überwinden, hat auch nach dem Ende des Kommunismus und der Öffnung der Grenzen für Mutter Mirjam nichts an Aktualität verloren. Sie wünscht sich, dass Marienkron in Zukunft noch stärker zum Ort der Begegnung zwischen "Ost" und "West" wird, an dem Vorurteile abgebaut, Bekanntschaften geknüpft und neue Perspektiven eröffnet werden.

Die Zisterzienserinnenabtei und das Kneippkurhaus Marienkron präsentieren sich heute als hochmoderner Kur- und Wellnessbetrieb, in dem der Spiritualität breiter Raum gewidmet wird. Das Spektrum reicht dabei von der Möglichkeit, die Gebetszeiten der Klosterschwestern in der Kapelle mitzufeiern, über psychosoziale Einzelberatung und geistliche Begleitung von eigens ausgebildeten Schwestern bis hin zu Yoga und Zen, Qigong und den "5 Tibetern". "Wenn der Körper nicht gesund ist, funktioniert die Seele nicht", sagt Philipp Harnoncourt, der bekannte Ökumeniker und Liturgiewissenschafter. Seit vielen Jahren kommt er regelmäßig nach Marienkron. Hier, so sagt er, kann er so richtig abschalten und Kraft für Körper und Seele tanken. Auch der Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby verbringt viele seiner freien Montage hier. Er wird am 15. August den großen Dankgottesdienst anlässlich des großen Jubiläums feiern.

Ganz nach Belieben

Kurzbesuch oder wochenlanger Aufenthalt, Kneippkur mit oder ohne Teilnahme am täglichen Gottesdienst und dem Stundengebet der Klosterschwestern, Schlemmen oder Fasten, schweißtreibende Gymnastikstunden oder entspannende Stunden im Liegestuhl - der Gast stellt sich im Rahmen der Möglichkeiten sein Programm selbst zusammen. Zeit in Marienkron zu verbringen heißt, sich eine Auszeit zu nehmen und sich ganz der Pflege seines Körpers und seiner Seele zu widmen.

Im Zisterzienserinnenstift und Kneippkurhaus Marienkron steht der ganze Mensch im Mittelpunkt. Die Angebote für den Körper so wie für die Seele sind reichhaltig und decken eine breite Palette ab. Wellness und Spiritualität scheinen hier eine gelungene Symbiose eingegangen zu sein.

INFORMATIONEN: www.marienkron.at

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