Werbung
Werbung
Werbung

Lefebvrianer-Dialog

Papst Benedikt xvi. hat am 29. August den exkommunizierten Traditionalisten-Bischof Bernard Fellay und dessen Stellvertreter Franz Schmidberger empfangen. Vatikansprecher Joaquìn Navarro-Valls erklärte, das Treffen habe "in einem Klima der Liebe zur Kirche und in dem Wunsch nach vollständiger Gemeinschaft" stattgefunden. Man habe den "Willen gezeigt, schrittweise und zur gegebenen Zeit voranzugehen". Fast wortident äußerte sich auch Fellay auf der deutschen Homepage der traditionalistischen St.-Pius-x.-Bruderschaft, der Fellay vorsteht.

Fellay war 1988 mit seinem Vorgänger, Erzbischof Marcel Lefebvre, exkommuniziert worden, weil ihn dieser - entgegen den Anweisungen Roms - mit drei weiteren Kandidaten zum Bischof geweiht hatte. Der 1991 verstorbene Lefebvre hatte die Priester-Bruderschaft St. Pius x. aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des II. Vatikanums gegründet - unter anderem gegen die Ökumene, die Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog. Als äußeres Zeichen bestehen Lefebvres Anhänger auf der Zulassung der vorkonziliaren Messe des tridentinischen Ritus: Solches forderte Fellay im Vorfeld der Papstaudienz ebenso wie die Rücknahme der Exkommunikationen durch Rom.

Dass die Traditionalisten von ihren Forderungen wenig abweichen, zeigt ein Interview mit Niklaus Pfluger, dem deutschen Distriktsoberen, das auf der Homepage der St.-Pius x.-Bruderschaft abgedruckt ist (www.fsspx.info). Darin bekräftigt Pfluger, bei dem Gespräch mit dem Papst gehe "es von unserer Seite darum, Einfluss auf Rom auszuüben und eventuell ein positives Zeichen für die Tradition zu erreichen." Dass Rom eine der "Vorleistungen" (Freigabe der tridentinischen Messe, Aufhebung der Exkommunikationen) erfüllt, glaubt Pfluger selbst nicht, seien "die verantwortlichen Autoritäten in der Kirche selber" doch "zu sehr in der modernistischen Haltung festgefahren". Was die Kritik der Traditionalisten am Konzil betreffe, so sei "die Verständigung noch viel schwieriger, ist doch Benedikt xvi. - zusammen mit Hans Küng - der letzte Vertreter des Konzils, der daran aktiv mitgearbeitet hat".

Pfluger betont auch, es sei "Bischof Fellay ganz klar, dass es hier nicht mehr um halbkonservative Schönheitsoperationen geht, und dass wir nicht nach Rom gehen, um irgendeine Prälatur päpstlichen Rechts zu werden, um dann in dem ökumenischen Chor der vielen Religionen mitsingen zu dürfen". Zwar gesteht Pfluger zu, dass ein "Wunder" geschehen könne und auch vor dem neuen Papst "die Gnade der Bekehrung" nicht halt machen müsse, aber: "Sollte Kardinal Ratzinger jedoch auch als Papst den modernistischen Weg einschlagen (was nach den Akzenten des Weltjugendtages zu befürchten ist), dann ist unser Weg so klar wie zuvor."

Der Vatikan bemüht sich seit 1988 mit der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" teilweise erfolgreich um die Wiedereingliederung von Traditionalisten, ein Durchbruch mit der Pius X.-Bruderschaft blieb bislang aus. Die Traditionalisten, die nach eigenen Angaben weltweit 200.000 Anhänger haben, unterhalten in Österreich drei St.Pius-x.-Priorate, ihr "Distriktsitz" ist Schloss Jaidhof/nö. ofri

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung