Karfreitags-Sturm
Flüchtlinge stehen auf der Straße, "weil Bürgermeister allein gelassen, nicht den Mut finden, Flüchtlinge aufzunehmen, der Innenminister seine Verantwortung verleugnet und die Bundesregierung schweigt": Dies schreibt Bischof Herwig Sturm im Hirtenbrief, der am Karfreitag in allen evangelischen Gottesdiensten verlesen wurde. Der lutherische Bischof bittet die Gläubigen auch, "zu prüfen, was sie zur Überwindung dieses Elends tun können". Sturm formulierte seine Forderungen auch in einem Brief an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Innenminister Ernst Strasser. epdÖ
Oster-Thema
Die Bedrohung durch den Terrorismus stand im Mittelpunkt zahlreicher kirchlicher Osterbotschaften. Papst Johannes Paul II. rief in seiner Osterpredigt in Rom die "Kinder Abrahams" - Juden, Christen, Muslime - auf "die Brüderlichkeit zu entdecken, die sie verbindet". Der Papst betete auch, die Menschheit möge die Kraft finden, "dem unmenschlichen Phänomen des Terrorismus entgegenzutreten". Der Kärntner Bischof Alois Schwarz betonte in seiner Osterpredigt, in einer Welt, in der Flüchtlinge keinen Platz hätten und in der die Furcht vor Terror und Krieg nicht abnehme, sei die Sehnsucht nach Leben und Freiheit groß.
Der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy O'Connor forderte - bezugnehmend auf das emeritierte Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof George Carey - von den Muslimen die klare Distanzierung vom Terrorismus. Carey hatte den Muslimen seines Landes und weltweit den muslimischen Führern fehlendes Engagement gegen islamlische Extremisten vorgeworfen. Auch die evangelische Bischöfin von Hannover, Margot Käßmann stieß in dieses Horn: In einem Radio-Interview forderte sie die moderaten Muslime auf, sich von extremistischen Gruppen zu distanzieren. Nach den Worten Käßmanns führt das, was Terroristen anrichten, zu einem Grundverdacht gegenüber allen Muslimen, die "zu 99 Prozent friedliche Menschen" seien. Ähnliche argumentierten auch die katholischen Bischöfe in Deutschland. So meinte der Kölner Kardinal Joachim Meisner in der Osterpredigt, "Menschen um Gottes Willen zu töten", sei "absolut pervers". apa, KAP
Liturgie-Dokument
Das für Gründonnerstag angekündigte - die Furche berichtete - "juristische" Vatikan-Dokument, von dem strikte Richtlinien für liturgische Feiern erwartet werden, wird - so ein Bericht der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Catholic News Service - vermutlich Ende April erscheinen. red
Berlin-Empörung
Die Kirchen sind über den Kompromiss der rot-roten Koalition in Berlin im "Kopftuch-Streit" erbost: In der deutschen Hauptstadt sollen nicht nur Kopftücher, sondern alle religiösen Symbole in staatlichen Schulen, bei Justiz und Polizei verboten werden. Berlins Kardinal Georg Sterzinsky kündigte an, das Gesetz zu Fall zu bringen, auch die evangelische Kirche hält den Entwurf für verfassungswidrig. APA
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