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Ukrainische Wende

Eine radikale "moralische Wende" an der Spitze der Ukraine hat der griechisch-katholische Großerzbischof von Lemberg (Lwiw), Kardinal Lubomyr Husar, gefordert. "Die regierende Klasse von heute hat noch Charakteristika des Erbes des Kommunismus. Es fehlen ihr die fundamentalen moralischen Prinzipien. Die Menschen haben kein Vertrauen in das System, in die Machthaber und in den Staat. Deshalb muss ein radikaler Wandel erfolgen - stärker noch moralisch als politisch", so Husar.

Im Hinblick auf die Dioxin-Vergiftung, die Wiener Ärzte beim Oppositionskandidaten Wiktor Juschtschenko festgestellt hatten, sagte Husar: "Das sind Indizien dafür, dass wir es mit Machthabern zu tun haben, die zu allem fähig sind. Ebenso wie in den Zeiten der Sowjetunion wird vor nichts zurückgeschreckt".

Der Kardinal berichtete, dass ein Wandel des Systems gemeinsames Anliegen von katholischen, orthodoxen und protestantischen Christen in der Ukraine ist. Sie hätten auch bei verschiedenen Anlässen gemeinsam darum gebetet. Auch Papst Johannes Paul II. sei diesbezüglich "auf unserer Seite", so Husar. Für die Menschen sei es wichtig, um diese Unterstützung zu wissen, denn der Papst sei "der einzige, der in der gesamten Welt eine moralische Autorität repräsentiert".

Kritik äußerte Husar am Moskauer Patriarchen Aleksij II.: "Er ist sehr stark politisiert, und er hat öffentlich den Kandidaten Janukowytsch mittels Deklarationen und religiöser Akte sehr klar unterstützt". Für die Katholiken sei es nun "sehr schwer", mit dem Patriarchen einen Dialog zu führen. "Wer nicht so denkt wie er, der hat für ihn kein Recht, seine Meinung zu äußern", so Husar. KAP

Koptischer Zorn

Ägypten wurde von bisher nie dagewesenen Demonstrationen koptischer Christen gegen ihre permanente Benachteiligung erschüttert. In der Vorwoche war es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, die die koptischen Demonstranten daran hindern wollte, auf die Straßen zu gehen, was auf Grund des permanenten Ausnahmezustands verboten ist. Die koptischen Christen bilden mit 12 bis 15 Millionen Gläubigen rund 15 Prozent der ägyptischen Bevölkerung.

Ausgelöst wurden die jüngsten Unruhen durch den Fall der 47-jährigen Konstantina Wafaa, der Ehefrau des koptischen Pfarrers von Abu-al-Matamir südöstlich von Alexandrien. Die Apothekerin betreute aufopfernd ihren Mann, der an schwerer Zuckerkrankheit litt und dem schließlich beide Beine amputiert werden mussten.

Am 5. Dezember, verbreitete sich bei den Kirchgängern in der Markus-Kathedrale in Kairo die Nachricht, die Apothekerin sei von ihrem Dienstgeber - dem muslimischen Leiter einer Apotheke - gezwungen worden, ihren Mann zu verlassen und zum Islam zu übertreten. Da es in den letzten Jahren in Ägypten immer häufiger zur Entführung, Vergewaltigung, Zwangsheirat und -islamisierung koptischer Frauen kommt, ohne dass die Behörden einschreiten, führte dieser Fall, der noch dazu die Frau eines Priesters betraf, zu einer "Explosion des Zorns" bei den sonst geduldigen Kopten. KAP

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