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Ewiges Schweigen

Das vatikanisches Geheimdokument "Crimen Sollicitationis" aus dem Jahre 1962 sorgte für Aufregung. Das Schreiben, so die britische Zeitung Observer, verpflichte alle katholischen Bischöfe, Fälle von sexuellem Missbrauch zu vertuschen sowie zu "ewiger Verschwiegenheit", bei Zuwiderhandlung drohe die Exkommunikation. In den USA sprechen Anwälte von Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester von einer "internationalen Verschwörung der Kirche zur Vertuschung von Missbrauchfällen".

Der Sprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, betonte, das Dokument beziehe sich ausschließlich auf das kirchenrechtliche Verfahren gegen Priester, denen vorgeworfen wird, Gläubige während der Beichte zu sexuellen Handlungen motiviert zu haben. Eine Anordnung, sexuellen Missbrauch Jugendlicher vor den staatlichen Justizbehörden geheim zu halten, enthalte das Dokument in keiner Weise.

John Allen, Vatikankorrespondent der liberalen US-Wochenzeitung National Catholic Reporter sieht in der Überreaktion der Medien, die auf die Publikation des Dokuments folgte, eine neue Tendenz, im Falle einer Involvierung der Kirche der schlimmsten Interpretation Glauben zu schenken. KAP, red

Klärung post mortem

Der Leiter der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Fälle von sexuellem Missbrauch, Helmut Schüller, sprach sich in einem Interview mit der Presse dafür aus, die "Causa Groër" nachträglich zu klären. Sexueller Missbrauch in der Kirche müsse grundsätzlich scharfe Konsequenzen nach sich ziehen. Anlass für seine Überlegungen ist die Debatte um das vatikanische Dokument "Crimen Sollicitationis". Der umstrittene Kardinal Groër hatte in den neunziger Jahren zu den Vorwürfen, minderjährige Knaben sexuell missbraucht zu haben, beharrlich geschwiegen. Im März 2003 ist Groër gestorben.Bereits vor einem Jahr hat Schüller Richtlinien für den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch ausgearbeitet, das es in Österreich bis jetzt kein allgemein gültiges Regelwerk gebe.

Neues aus St. Pölten

Der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn hat in seiner Diözese die "Kongregation der Dienerinnen der Immaculata" als Institut des geweihten Lebens diözesanen Rechts neu errichtet. Die neue Kongregation, die "nach vorausgehender Beratung mit dem Apostolischen Stuhl" gegründet wurde, bietet einem Teil der in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geratenen "Auerbacher Schulschwestern" eine neue Heimat. Die "Auerbacher Schulschwestern" standen in Bayern im Mittelpunkt von scharfen öffentlichen Auseinandersetzungen um pädagogische Methoden in ihrer dortigen Schule. Nach Durchführung einer päpstlichen Visitation wurde eine neue Ordensleitung eingesetzt; ein Teil der Schwestern beantragte daraufhin Dispens von ihren Ordensgelübden. Der als Schlüsselfigur geltende Pater Heinrich Morscher wurde mit einem Seelsorge- und Kontaktverbot belegt (der frühere Ordensgeistliche ist mittlerweile als Priester in der Diözese St. Pölten inkardiniert). KAP

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