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Alois Kothgasser, 70

Bislang galt er als ruhiger Steuermann durch mitunter wogende Kirchengewässser. Dass Erzbischof Alois Kothgasser, 89. Nachfolger des Heiligen Rupert auf dem Salzburger Bischofsstuhl, dieser Tage in den Schlagzeilen war, erstaunte viele: Kothgasser lehnte es ab, einen Orden, den ihm das Land Salzburg zum 70. Geburtstag verleihen wollte, aus der Hand von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller entgegen zu nehmen. Der Erzbischof wollte gegen die SPÖ-Politikerin protestieren, die ermöglicht hatte, dass im Landeskrankenhaus Salzburg Abtreibungen durchgeführt werden. In der Frage des Lebensschutzes erwies sich Kothgasser - für Außenstehende überraschend - als ganz und gar nicht konfliktscheu.

Abgesehen vom aktuellen - politischen - Streitfall zeigte sich der am 29. Mai 1937 im steirischen Lichtenegg geborene Kothgasser als leiser und ausgleichender Kirchenmann. Der Salesianer Don Boscos wurde 1964 in Turin, wo er studierte, zum Priester geweiht. Sein theologisches Doktorat machte er in Rom, danach kam er als Dogmatiker an die Salesianerhochschule in Benediktbeuern/Bayern.

Von dort wurde der Theologieprofessor 1997 wegberufen - als Bischof nach Innsbruck, wo er die Nachfolge des populären und streitbaren Hirten Reinhold Stecher antrat: Es hatte Befürchtungen gegeben, Rom würde die aufmüpfige Tiroler Kirchenherde an die Kandare nehmen - immerhin war nicht nur Bischof Stecher mit harscher Kritik am römischen Zentralismus aufgefallen, sondern auch das Kirchenvolks-Begehren hatte 1995 von der westösterreichischen Diözese seinen Ausgang genommen. Kothgasser entpuppte sich dem entgegen als ruhiger, besonnener Konservativer, der sich aber sehr wohl dem II. Vatikanum verpflichtet fühlt.

Genau fünf Jahre später wählte ihn das Salzburger Domkapitel aus einem römischen Dreiervorschlag zum Nachfolger von Erzbischof Georg Eder, dessen Amtsführung die Diözese polarisiert hatte. Die ruhigeren Kirchenfahrwasser in Salzburg nutzte der Erzbischof nicht zuletzt für Pastoralinitiativen - etwa die Aktionen rund um den "Offenen Himmel" 2006 - um die katholische Kirche wieder positiv ins öffentliche Gespräch zu bringen.

Den Geburtstag am vergangenen Dienstag beging Kothgasser im engsten Kreis, seine Erzdiözese und ehrt ihn am 4. und 6. Juni. Am 6. Juni wird im Rahmen eines Geburtstags-Festaktes in der Salzburger Residenz der deutsche Kardinal Karl Lehmann die Festrede halten. ofri

Kirche für Indios

Die katholische Kirche hat nach Überzeugung des austro-brasilianischen Bischofs Erwin Kräutler aus den Fehlern ihrer Geschichte in Lateinamerika gelernt. Als Beispiel nannte er den Einsatz der Kirche für die Rechte der Indios. Zu den umstrittenen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zur Christianisierung Lateinamerikas sagte Kräutler, er sei über die Aussagen "etwas erschrocken" gewesen. KAP

Revision der Reform

Anfang 2006 hatte Benedikt XVI. den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog mit dem Rat für Kultur zusammengelegt und den Präsidenten des ersteren, Erzbischof Michael Fitzgerald, als Nuntius nach Kairo versetzt. Nun soll als Reaktion auf die katholisch-islamischen Turbulenzen des vergangenen Jahres der Rat für den Interreligiösen Dialog wieder selbständig werden. Man wolle so zeigen, welche Bedeutung der Vatikan dem interreligiöse Dialog beimesse, so Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone. KAP

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