Orden: Offen für die Bedürfnisse der Zeit
Pandemie, Krieg, Klimaerwärmung und die Kirche in der Krise: Die Gesellschaft ist im Wandel. Haben die Ordensgemeinschaften in diesem Spannungsfeld noch Platz? Bei der diesjährigen „Ordenswerkstatt“ in Wien wurde diesbezüglich Klartext geredet.
Pandemie, Krieg, Klimaerwärmung und die Kirche in der Krise: Die Gesellschaft ist im Wandel. Haben die Ordensgemeinschaften in diesem Spannungsfeld noch Platz? Bei der diesjährigen „Ordenswerkstatt“ in Wien wurde diesbezüglich Klartext geredet.
Es ist eigentlich ein düsteres Bild, das der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher zeichnet: Auf der einen Seite eine Gesellschaft, die mit Digitalisierung, Globalisierung und der „Neuchoreographie der Geschlechterverhältnisse“ tiefgreifende Veränderungen erfährt. Auf der anderen Seite die katholische Kirche, die als Institution aus der Ordnung fällt, sich in inneren Widersprüchen verliert und kaum Antworten auf die moderne Gesellschaftsentwicklung findet. Es ist aber auch ein Bild, das, näher betrachtet, Perspektiven öffnet und neue Blickwinkel zulässt – auch für die Ordensgemeinschaften in Österreich.
Ebendiese haben die kommenden Jahre in Anlehnung ans Apostolische Schreiben Vita Consecrata aus 1996 unter das Motto „präsent, relevant und wirksam“ gestellt. Bereits vor 25 Jahren stand die Frage nach Sinn und Auftrag des Ordenslebens im Fokus. Eine Frage, die angesichts des gesellschaftlichen Wandels der letzten Jahrzehnte und Krisen in der Kirche immer wieder aufkeimt – und der man sich innerhalb der Österreichischen Ordenskonferenz, der Dachorganisation der Männer- und Frauenorden, versucht zu stellen.
So lautete das Thema der diesjährigen „Ordenswerkstatt“ im Wiener Kardinal-König-Haus: „Alles im Fluss – Ordensleben in der postmodernen Gesellschaft“. 20 Vertreter(innen) der österreichischen Ordensgemeinschaften widmeten sich einen Tag lang der Frage, wo sie im aktuellen gesellschaftlichen Kontext zu finden sind. Mit Rainer Bucher als Referent holte man sich eine Analyse, die weit über eine übliche Selbstreflexion hinausging, denn er stellte schon zu Beginn fest: „Wir leben nicht in einem Kontext, wir sind der Kontext“.
Maßgebliche Mitgestaltung
Wie derselbe aussieht, ist dann noch etwas anderes. In Österreich gibt es 250 Ordensschulen mit mehr als 52.000 Schüler(innen), 23 Ordensspitäler mit 1,8 Millionen Patient(inn)en und 500 heimische Ordensarchive bzw. -bibliotheken mit vier Millionen Büchern. Damit werden zwei der höchsten Güter der Gesellschaft – nämlich Bildung und Gesundheit – maßgeblich von den Ordensgemeinschaften mitgestaltet. Ihre Relevanz, der Kontext, in den sie sich selbst stellen, scheint damit gegeben.
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