Ostern - das Fest des Lebens: Jesus von Nazaret blieb nicht im Tod - er, der gekreuzigt worden war -, weil unser Gott ein Gott des Lebens ist. Das ist der Grundinhalt unseres christlichen Glaubens, und Ostern ist der Prüfstein dafür. Aber: Kann man einen Tod feiern? Darin spiegelt sich die Problematik und die Chance zugleich: Nur wer - verkürzend! - ausschließlich den Tod im Blick hat, wird dies verneinen müssen. Das Ostergeschehen aber umfaßt beides in untrennbarer Einheit: den Tod Jesu und sein neues Leben.
Darum: Ostern - das Fest der Hoffnung: In der neuen Lebensfülle Jesu Christi liegt der Urgrund dafür, daß unser Lebenshorizont seither anders aussieht. Die Formel: "kein Tod mehr, nur Leben" wäre indes zu simpel. Hingegen zeigt das Schicksal Jesu Christi, daß der Tod nicht Ende ist, sondern in ihm neuer Anfang liegt. Dies nicht, weil die Ordnung dieser Welt seither auf dem Kopf steht, sondern weil am ersten Osterfest so eindringlich wie zu zuvor für die Menschen um Jesus erfahrbar wurde: Unser Gott, der jüdische Gott Jahwe, ist ein Gott, der über den Tod hinaus an uns und für uns handelt, weil er uns Menschen grenzen-los liebt.
So also: Ostern - Fest des neuen Aufbruchs: Nicht nur den Jüngern von Emmaus darf das Herz brennen. "Noch in der selben Nacht", sogleich, ohne Verzögerung, beginnt Neues. Kirche ist im Werden. Im gemeinsamen Glauben daran, daß Gott Jesus nicht im Tod gelassen hat, beginnt sich die vorösterliche Jesusgemeinschaft zur Kirche Jesu Christi zu formieren. Jene Menschen wissen sich in diesem Bekenntnis eins, und sie tun, was Jesus sie gelehrt und was er ihnen aufgetragen hatte, bis zum heutigen Tag.
Deshalb: Ostern - ein neuer Anfang auch für die Kirche von Österreich. Der Geist des Auferstandenen ist eine Gabe von Umkehr, Vergebung und Versöhnung: "Friede euch!" Diese Wege scheinen eingeleitet, sie müssen weiter beschritten bleiben. Einheit, Übereinstimmung im Osterglauben läßt große Vielfalt im Kirchenleben offen und möglich. Darüber den Dialog lebendig zu gestalten, ist das Programm der nächsten Monate.
Ostern - ein gesegnetes Fest also: Halleluja!
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